12 Wochen intensives Marathontraining mit Höhen und Tiefen lagen hinter uns, als wir am 9. Oktober nach München fuhren. Der München-Marathon hatte uns schon länger interessiert, in diesem Jahr sollte es endlich klappen.

Am Samstagmorgen machten wir zuerst noch einen letzten lockeren Lauf im Englischen Garten und dann brachen wir zur Marathonmesse im Olympiapark auf, um unsere Startunterlagen abzuholen.

Die Messe fand in der großen Olympiahalle statt. Natürlich war es sofort erkennbar, dass man auf einer Marathonmesse in Bayern ist. Hier wurden an zahlreichen Ständen Brezen, Weißbier und Weißwurst angeboten. Und man konnte an einigen Ständen auch komplette Laufoutfits im bayerischen Trachtenstil bewundern oder erwerben. Außerdem stellte BMW zwei seiner neuen Modelle der 2-er Serie aus. Auf einer kleinen Bühne spielte eine Bayerische Blaskappelle auf und daneben stand ein BMW aus der Zeit des ersten München-Marathons vor 30 Jahren.
Wir wollten uns eigentlich nicht so lange auf der Messe aufhalten, blieben aber dann doch einige Zeit da und gönnten uns auch die typische Pasta-Mahlzeit und das Getränk, was wir bei der Marathon-Anmeldung schon mit gebucht hatten.

Den Nachmittag und Abend verbrachten wir aber im Hotel, um die Beine noch ein wenig hochzulegen und alles in Ruhe vorbereiten zu können.

Da der Start am Sonntag erst um 10 Uhr (für den ersten Startblock) stattfinden sollte, hatten wir am Morgen ausreichend Zeit, um zu frühstücken und zum Olympiapark zu fahren. Der Blick aus dem Hotelzimmer bestätigte die Wetterprognose vom Vortag, es blieb grau in grau, aber es gab zumindest keinen Regen und durch die Bewölkung war es auch nicht zu kalt – etwa 8,5 Grad am Start.

Um die Zeit etwas zu überbrücken, hielten wir uns zuerst wieder in der Olympiahalle auf, denn dort war es warm und geschützt. Die Abgabe der Kleiderbeutel erfolgte im oberen Rundgang des großen Olympiastadions. Deshalb mussten wir dann doch bald hinaus an die gefühlt noch recht frische Luft.

Wärmende Sachen ausziehen, Fotos machen, kurz Einlaufen und dann ab in den Startblock. So etwa sah die letzte Dreiviertelstunde vor dem Start aus. Antje hatte etwas länger Zeit, denn sie startete aus Startblock „B“ zehn Minuten später. Bei mir ging es pünktlich um 10 Uhr los, nach der Begrüßung durch den Hauptorganisator und eine Vertreterin der Stadt München. Es ist immer wieder ein tolles und zugleich eigentümliches Gefühl so unmittelbar vor dem Marathonstart. Man weiß, gleich muss man 42,195 km laufen - aber wie wird es laufen? Das ist noch offen und man kann eigentlich nur auf sein Training vertrauen. Um einen herum stehen Läufer, die verdammt fit aussehen, aber auch das kann täuschen. Man weiß auf jeden Fall – irgendwie muss ich da jetzt durch! Oft, aber nicht jedes Mal, ist auch Vorfreude dabei – ganz besonders, wenn ich in Berlin laufe.

Ich hatte einen recht guten Start, obwohl es auf dem schmalen Weg durch den Olympiapark etwas eng zu ging bis wir aus dem Park heraus liefen. Ich stand noch vor dem Pacemaker für 3:15 h, deshalb wurde gleich flott losgelaufen. Schon auf den ersten Kilometern merkte ich aber eine Müdigkeit in den Beinen, die man besser nicht haben sollte, wenn noch mehr als 35 km vor einem liegen. Trotzdem versuchte ich den geplanten Schnitt von etwas über 4:30 min/km zu laufen. Das klappte bis km 10 auch wunderbar, dann wurde ich peu à peu langsamer und musste schließlich die 3:15-er Gruppe an mir vorbei ziehen lassen.

Die km 8 bis 15 führen direkt durch den Englischen Garten. Hier läuft man auch durch „Passau“, denn kurz vor einem Verpflegungsstand stand ein gleichnamiges Ortseingangsschild und etwas danach das Ortsausgangsschild. Den Streckenabschnitt im Englischen Garten fand ich sehr schön, aber auch die ersten 8 Kilometer liefen sich sehr gut. Den Abschnitt vom Olympiapark bis zur Leopoldstraße bei km 4,5 läuft man am Ende in umgekehrter Richtung noch einmal. Die Zuschauer standen besonders an den größeren Straßen und Plätzen in der Innenstadt oder in Wohngebieten an der Strecke und feuerten die Läufer gut an.

Nach dem Englischen Garten geht es über die Isar und anschließend läuft man durch den Ortsteil Bogenhausen bis etwa km 17 eine ansteigende Straße hoch. Zwischen km 19 und 20 ist man gefühlt schon am Stadtrand von München, denn man läuft durch relativ wenig bebautes Gebiet und später zum Teil durch Gewerbegebiete. Ab km 27 geht es wieder in Richtung Innenstadt und man hat jetzt auch mit 531m den höchsten Punkt der Strecke hinter sich. Richtig schön wird es wieder ab km 29, denn nun erreicht man das Zentrum von München. Man läuft an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei, auch wenn man sie kaum wahrnimmt. So passiert man unter anderem die alte und die neue Pinakothek, den Königsplatz, die TU München und weitere Attraktionen. Zwischen km 30 und 31 kommen sich die Läufer ein Stück entgegen und man bekommt einen Eindruck davon, wer ca. 1 km vor oder hinter einem läuft. Zum Glück waren es hinter mir noch deutlich mehr Läufer. Trotzdem hat es mich schon etwas gewurmt, sogar von einigen Frauen überholt zu werden, die nicht einmal so schnell aussahen. Aber die Beine waren im Bereich der hinteren Oberschenkelmuskeln einfach zu fest und gaben kein schnelleres Tempo mehr her.

Die letzten 10 km bin ich nur noch durch gelaufen; ohne Ambitionen und einfach nur, um anzukommen. Das sagte mir auch mein km-Schnitt, denn der war mittlerweile schon auf Trainingsniveau angelangt. Die letzten 2 km durch den Olympiapark waren wieder schön. Man hatte das Ziel vor Augen und freute sich darauf, es bald hinter sich zu haben. Der Einlauf ins Olympiastadion war einfach toll. Der Durchgang ins Stadion war bunt beleuchtet und man wurde vor dem Einlauf ins Stadion noch einmal so richtig von lauter Musik gepusht. Im Stadion lief man noch eine dreiviertel Runde bis zum ersehnten Zieleinlauf. Dann die Uhr abgestoppt und ein kurzer Blick auf die Zeit - mit 3:21:21 konnte ich bei dem Lauf noch sehr zufrieden sein. Damit wäre ich 2003 in Düsseldorf sogar total happy gewesen, denn damals bin ich noch eine Zeit von 3:30:21 gelaufen.

Die Verpflegungsmeile auf dem Rasen des Stadions war sehr gut, natürlich gab es Weißbier alkoholfrei und Brezen, aber auch leckeren Kuchen, Smoothies, Bananen, Energy-Riegel und auch Latte Macchiato im Becher. Ich habe Läufer gesehen, die sich alles mitnahmen, was sie tragen konnten. Da konnte man nur hoffen, dass für die später ankommenden Läufer auch noch etwas übrig bleiben würde.

Nachdem ich meinen Beutel abgeholt und mich umgezogen hatte, wartete ich auf Antje. Dabei tauschte ich Nachrichten mit Birgit Neitzel aus, die mich zeitnah mit Informationen zu Antjes Zieleinlauf versorgte. Ich konnte sie leider nicht selbst einlaufen sehen, weil es im Stadion sehr zugig war und ich mich deshalb im oberen, windgeschützten Bereich aufhielt.

Endlich war Antje da und wir umarmten uns. Danach liefen wir gemeinsam zum Olympiabad zum Duschen. Dieses Massen-Duschen mit so vielen anderen Läufern ist auch immer wieder ein Erlebnis für sich. So etwas kann man wohl nur nach Marathons erleben.

Der Nachmittag und Abend waren dann von Erholung, dem Chatten mit Familie und Freunden und einem guten Essen im Restaurant geprägt. Wir waren beide froh, es mit Anstand ins Ziel geschafft zu haben, auch wenn unsere Zeiten nicht wunschgemäß ausgefallen sind. Aber jeder Marathon hat halt seine eigenen Gesetze.

 

Fotos und Bericht vom 30. München-Marathon auf den Seiten von "Runners World"

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Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher