Berlin Marathon

 

41. BMW Berlin-Marathon 2014

Am Sonntag, den 28. September war ich in Berlin und konnte ein Jubiläum feiern. 20 Jahre Marathonlauf - den Ersten bin ich 1994 in Berlin gelaufen – damals noch mit Zieleinlauf auf dem Kurfürstendamm in der Nähe der Gedächtniskirche und des KadeWe. Damals ging es mir einfach darum, die 42 km zu schaffen und ich war total happy, als ich nach 3:45:57 im Ziel ankam. Die Stimmung an der Strecke hat mich aber damals schon begeistert und ließ die Kilometer fast wie von selbst vergehen.

Am Sonntag war es fast genauso, nur mit dem Unterschied, dass ich jetzt nach Trainingsplan trainiere und dieses Mal sehr viel mehr Trainingskilometer und lange Läufe in den Beinen hatte. Ich hatte mir vorgenommen, auch dieses Mal einen guten Marathon zu laufen und den Lauf vom Start bis zum Ziel zu genießen, so wie 1994. Natürlich hatte ich auch eine Ziel-Zeit anvisiert; aber das war nicht das Wichtigste. Den Berlin-Marathon muss man einfach genießen, sagte ich mir, also war es mein Ziel mit einer defensiven Renneinteilung möglichst auch den Streckenabschnitt ab km 30 noch mit Freude laufen zu können. Antje und meine Mutter wollten mich an mehreren Stellen anfeuern. Und das klappte auch gut, denn ich hielt meinen Plan gut ein.

Am Start auf der Straße des 17. Juni mit Blick auf die „Gold-Else“ (die Siegessäule) war es zwar noch ein wenig frisch, aber es war ein herrlicher Tag mit Sonne und Temperaturen bis 21 Grad vorhergesagt worden. Ich war erst ca. 12 min vorher in meinem Startblock D und musste dadurch nicht mehr zu lange warten. Es war Klasse, mit den vielen dänischen, englischen, polnischen und natürlich deutschen Läufern gemeinsam im Startblock zu stehen – ganz vorn die schnellen Kenianer und Äthiopier, die eine neuen Weltrekordzeit laufen wollten. Die Teilnehmer des Berlin-Marathon wurden wurden vor dem Start in allen Sprachen begrüßt.

Als pünktlich um 8:45 Uhr der Startschuss abgegeben wurde, stiegen gelbe Luftballons in den Himmel und der Läuferpulk setzte sich in Bewegung. Wir mussten erst ein paar Meter bis zu den Zeitmessmatten gehen, aber danach konnte ich gleich relativ flüssig loslaufen. Es ist ein Vorteil, dass beide Fahrspuren für den Start genutzt werden und dass in den Startblöcken wirklich nur die Läufer für den angegebenen Zielzeit-Bereich stehen.

Gleich von Anfang an waren viele Zuschauer an der Strecke. Es gibt in Berlin kaum Streckenabschnitte, wo nur wenige Zuschauer am Rand stehen. Die Begeisterung für den Marathon ist riesengroß und viele sind gekommen, um Angehörige oder Freunde zu unterstützen, aber auch um die Marathonläufer generell anzufeuern. Einige originell kostümierte Läufer, wie zum Beispiel ein roter Hahn oder ein König, erregten besonderes Aufsehen und wurden überall begeistert beklatscht. Dass man aber auch mit wenig Aufwand viel Aufsehen erregen kann, sah ich im Ziel - ein Läufer, der nur in „Stars-and-stripes“- Badehose und -Stirnband gelaufen war.

Gleich nach dem Start überholte ich einen Läufer vom SSF Bonn. Nach etwa 4 km standen junge Leute an der Strecke, die einen Verstärker und eine Box dabei hatten, aus der BAP zu hören war. Ich dachte mir, das ist ja Klasse, das ist ein Gruß aus meiner Wahlheimat!
Musikalisch war sowieso einiges los an der Strecke. Nicht nur Trommler, auch Rock-Bands oder sogar kleine Orchester mit Sänger oder Sängerin machten den Marathon zu einem Klangerlebnis. Circa bei km 20 standen sogar Indianer an der Strecke und spielten ihre traditionelle Musik. Ab und zu kam es auch vor, dass junge Leute einfach Ihre Boxen auf den Balkon gestellt hatten und die Läufer so mit flotter Musik versorgten.

Auf der ersten Hälfte lief ich bewusst locker und mit leicht angezogener Handbremse und versuchte, mich an den geplanten Schnitt zu halten. Erst ab km 15 zog ich das Tempo leicht an. Durch das gleichmäßige Tempo bedingt, läuft man in der Regel lange Zeit immer mit den gleichen Läufern zusammen. Eine junge Frau war mir schon kurz nach dem Start aufgefallen, da sie sehr konzentriert und konstant lief. Bis nach der Halbmarathonmarke liefen wir ein gemeinsames Tempo, dann verlor ich sie plötzlich aus den Augen. Da ich sie später in der Ergebnisliste nicht finden konnte, hoffe ich jedoch, dass auch sie gut ins Ziel gekommen ist!

Bei km 21,1 hatte ich 1:37:37, eigentlich war hier eine Zeit von 1:35:40 geplant. Aber nicht zu ändern, dann hatte ich vielleicht auf der zweiten Hälfte noch die Möglichkeit, etwas zuzulegen. Das gelang auch problemlos. Ich überholte dadurch eine Menge Läufer und hatte das Gefühl, dass die Kilometer zwischen 21 und 35 schnell herum waren. Danach waren die Beine nicht mehr ganz so locker und der Schnitt wurde wieder etwas langsamer. Aber es war trotzdem kein Vergleich zu den letzten Kilometern in Düsseldorf, wo ich am Ende viel mehr kämpfen musste, weil die Beinmuskeln einfach fest waren.

Bei km 41 war offenbar ein Läufer zusammengebrochen. Rettungskräfte bemühten sich um ihn und die Polizei sperrte einen Bereich am Rand der Strecke zeitweise ab. Auch so kann ein Marathon enden!

Jetzt kam für mich der schönste Teil der Strecke - der letzte Kilometer auf der Straße „Unter den Linden“, wo es auf das Brandenburger Tor zugeht. Wenn man durch das Tor läuft, kommt aber immer noch eine Strecke von ca. 400 m bis zum Ziel. Man läuft schon an Zuschauer-Tribünen vorbei und hat die zwei Zielbögen im Blick. Deshalb ist dieser Teil sozusagen eine Zugabe zum Genießen :-). Ich entschied mich für den linken Zielbogen und war glücklich im Ziel. Den Garmin habe ich gleich an den Matten abgestoppt und die Netto-Zeit geprüft – eine Zeit noch unter 3:15h, das war beruhigend! Auch wenn ich die vorher anvisierte Zeit klar verfehlt habe, aber der Marathon ist gut gelaufen und die Zeit war wieder 3 min besser, als zuletzt in Düsseldorf.

In meiner späteren Auswertung habe ich festgestellt, dass der Garmin eine etwas längere Strecke von 42,88 km ermittelt hat und dadurch der angezeigte Schnitt auch etwas besser angezeigt wurde, als er in Wirklichkeit war. Natürlich läuft man bei einem Marathon mit vielen Startern nicht immer die Ideallinie, aber dass soviel dazu kommt, wundert mich jedesmal. Vielleicht sind diese Abweichungen auch durch Messungenauigkeiten des Garmin begründet. Deshalb ist es doch sicherer, sich anhand von Zwischenzeiten zu orientieren.

Nach dem Zieleinlauf bekam man erst einmal seine Medaille. Sie ist, wie immer in Berlin, mit dem Porträt eines Weltrekordlers oder Olympiasiegers versehen, diesmal Wilson Kipsang, dem Sieger von 2013 und Inhaber des alten Weltrekords von 2:03:23.

Als ich im Zielbereich meine Wärmeplane bekam und meinen Verpflegungsbeutel abholte, hörte ich, dass erneut ein Marathon-Weltrekord gelaufen wurde – Dennis Kimetto hatte in der sagenhaften Zeit von 2:02:57 den Berlin-Marathon gewonnen! Auch Emanuel Mutai lag noch unter dem alten Weltrekord! Was für ein Pech für ihn, er ist der ewige Zweite, so wie schon in New York 2011, oder Chicago 2013. Bei den Frauen siegte die Äthiopierin Tirfi Tsegaye in persönlicher Bestzeit von 2:20:18 vor Feyse Tadese und Shalane Flanagan, die den amerikanischen Rekord nicht verbessern konnte, aber ebenfalls eine neue persönliche Bestzeit lief. Unsere junge Marathon-Hoffnung Anna Hahner lief ebenfalls eine neue persönliche Bestzeit von 2:26:44 und war damit auch beste Europäerin.

Nach dem Duschen und Umziehen traf ich mich mit Antje und meiner Mutter am Reichstagsufer. Jetzt konnte Antje noch ein paar Fotos ganz in Ruhe von mir machen, denn an der Strecke war das oft schwierig, da sie mich immer erst im letzten Moment im Läuferfeld entdeckt hatte. Aber das ist in Berlin bei der Masse der Läufer meist schwierig.

Am Nachmittag schauten wir bei meinen Eltern noch einmal den ganzen Marathon in der Aufzeichnung an und so sahen wir auch, wie spannend das Rennen an der Spitze gewesen ist. Jetzt wurde mir klar, dass ich an einem historischen Marathon-Rennen teilgenommen habe, denn mit einer Zeit unter 2:03 h wurde erneut eine Schwelle unterschritten, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen war. Wie lange dieser neue Rekord Bestand haben wird, bleibt abzuwarten, aber diesmal waren die Wetter-Bedingungen wirklich ideal für einen Rekordlauf. (ok)

 

Noch einige Infos zu:

Anmeldung

In diesem Jahr konnte man sich für den Berlin-Marathon nicht direkt anmelden, sondern musste Glück bei der Verlosung der Startnummern haben. Ca. 72.000 registrierten sich, davon wurden 40.000 in der ersten Runde ausgelost und konnten sich dann offiziell anmelden. Wer sich nicht bis zu einer "Deadline" angemeldet hatte, dessen Startplatz wurde anhand einer ebenfalls ausgelosten Nachrückerliste weiter vergeben.

Alle Infos zum Lauf findet man auf der Homepage des Berlin-Marathons. Dort ist alles vorbildlich aufbereitet und man findet alle notwendigen Infos, einschließlich Trainingsplänen, eines interaktiven Streckenplans und ausführlichen Teilnehmerinformationen.

Marathonmesse

Die Marathon-Messe findet in Berlin in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof am Platz der Luftbrücke statt. Schon unter der überdachten Freifläche sind jede Menge Verkaufsstände aufgebaut, in den geräumigen Hangars geht es dann weiter. Um alle Stände abzulaufen, würde man vermutlich einen halben Tag benötigen, aber es sind alle namenhaften Hersteller und diverse Laufsport-Fachhändler, sowie Laufreiseanbieter vertreten. Zur Abholung der Startunterlagen muss man durch alle Hangars hindurch bis zu einem Bereich, der nur von angemeldeten Teilnehmern betreten werden kann. Die Abholung der Startunterlagen geht in Berlin nur, wenn man den per E-Mail versendeten Startpass entweder ausgedruckt, oder auf dem Smartphone vorlegt. Außerdem muss man seinen Reisepass oder Personalausweis vorlegen. Neben der Startnummer und dem durchsichtigen Starterbeutel gibt’s auch ein Armbändchen, was man bis zum Zieleinlauf nicht mehr abnehmen darf. Nur damit und mit der Startnummer kommt man in das Start- und Zielgebiet hinein.

Start- und Zielgebiet

Das Startgebiet liegt zwischen Reichstag, Bundeskanzleramt und Straße des 17. Juni auf einer recht großen Rasenfläche und Parkanlage. Es erstaunlich, wie gut organisiert und entspannt alles abläuft, wenn man bedenkt, dass hier ca. 40.000 Läufer ankommen und sich auf den Start vorbereiten. Hier gibt es Zelte, wo die Beutel abgegeben werden können, außerdem Umkleide- und Duschzelte und im Zielbereich Verpflegungsausgabestellen, wo man nach dem Zieleinlauf seinen Verpflegungsbeutel bekommt. Natürlich bekommt man auch ein Erdinger Alkoholfrei und kann sich bei Bedarf massieren lassen.
Ich war ca. 1h vor dem Start dort und konnte mich ganz in Ruhe vorbereiten und noch etwas warmlaufen, bevor ich mich in den Startblock einreihte, der meiner angegebenen Bestzeit entsprach. Das zeitwaufwändigste vor dem Start war das Anstehen in der Toilettenschlange, aber man muss sich ja nicht unbedingt an die längste Schlange anstellen. :-)

 

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Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher