Berichte von Udo, Marion und Olaf
Udo:
Der Platinman ist eine Erfindung von Bernd Rieck und Ralf Radtke. Sie fanden seinerzeit das Laufen auf ebenen Waldwegen und Straßen schlicht zu öde und suchten Naturerlebnis mit Survival-Charakter. Aus den Zutaten Waldlauf, Berglauf und Crosslauf mischten sie einen Läufercocktail, den 1994, bei seiner Erstauflage um die 100 probierten.
Im Folgejahr waren es dann schon 164 und dann ging die Post ab und mit 500 Teilnehmer-Innen sorgte er für bundesweites Aufsehen. Achtmal fand er dann statt und 2001 zum letzten Mal, weil die damit verbundene Arbeit sehr umfangreich war und einige Menschen in Bödingen (Start und Ziel) sich doch sehr „gestört“ fühlten und Zustimmungen entzogen. Damit war der regional anspruchsvollste Lauf Geschichte und es dauerte 12 Jahre bis ihn das Triathlon Team Hennef wiederbelebte.
Das auf Anhieb wieder um die 300 die lange als anspruchsvollsten Lauf in NRW geltende Herausforderung in Angriff nahmen ist schon sehr erstaunlich. Dazu dürften auch die alljährlichen Revival-Läufe beigetragen haben, die dem Vergessen zum einen vorgebeugt und als Wiedersehenstreffen stets im Juni herhielten.
Aus damals 17,5 km sind es jetzt knapp 25 geworden und das ist längst nicht mehr für alle machbar.
15% der Teilnehmer waren schon damals dabei und nahmen es nicht als Pflicht, denn der Kultstatus überwiegt.
Die LLG war stark vertreten, in Masse und Klasse.
Über das Wetter, das rechtzeitig die Kurve gekriegt hatte, aber für die Jahreszeit völlig normal ist, sollten wir nicht klagen. Organisation, Versorgung, Strecke, Probleme, persönliches Erleben u.v.m. sollten von Euch beleuchtet werden und in einem gemeinsamen Bericht zusammenfließen.
Waren es die langen und sehr schönen Steigungen von über 20% oder die Gesamthöhendifferenz von über 800 HöM, die Kompetenz des Moderators, aus- oder nicht ausreichende Vorbereitung am Berg, die Startzeit, wie stark war der Muskelkater in den Tagen danach, hat das Hunnenbachtal gefallen oder warum nicht, warum freut Ihr Euch schon auf den 09.11.2014?
Marion W.:
Ich habe den Platinman als eine sehr gut organisierte Veranstaltung erlebt. Alle Helfer waren auffallend freundlich und hilfsbereit. Über die Beschaffenheit der Laufstrecke braucht man nicht diskutieren, das ist zu dieser Jahreszeit normal. Die Markierungen waren zahlreich und gut sichtbar positioniert. Sehr positiv empfand ich es, das man sich vorher und nachher im Warmen aufhalten konnte.
Was die Vorbereitung angeht, so habe ich fast den ganzen Sommer über, zusammen mit Ulrike und ihrem Mann, Höhenmeter abgearbeitet, unter anderem auch schon den Platinman. Demnach war uns schon bekannt, was uns erwarten würde.
Da ich seit einiger Zeit Probleme mit meinem re Oberschenkel habe, der mir schnelles Laufen erschwert, habe ich bei diesem Lauf beschlossen, eine Wild Card zu nutzen, und für einen guten Zweck zu laufen, wohl wissend, das am Ende keine Zahlen stehen, die LLG würdig gewesen wären.
Im nächsten Jahr gerne wieder.
Olaf:
Der 1. Platinman in neuer Fassung ist gelaufen, inzwischen ist auch der Muskelkater wieder weg. Schon als Ende letzten Jahres die Gerüchte aufkamen, dass es einen neuen Platinman geben soll, sagten viele spontan: "da bin ich dabei!" Warum auch nicht - ein Lauf, der in dieser Form gerade neu aus der Taufe gehoben bzw. aus dem früheren Kultlauf wiederbelebt wird - und noch dazu in heimischem Gelände! So etwas darf man sich als begeisterter Landschaftsläufer einfach nicht entgehen lassen! Also meldete ich mich über Udo an.
Die Wochen und Monate gingen dahin und schon der erste Testlauf, den 7 Läuferinnen und Läufer am 04. August absolvierten zeigte, dass es die Strecke tatsächlich in sich hat. Wir benötigten damals ca. 2:40 h. Ein weiterer Testlauf am 01. November, 9 Tage vor dem Start des Platinman, zeigte sich wettermäßig schon eher von der Platinman-Seite. Aber noch waren die Wege relativ gut zu belaufen. Aber die Woche vor dem Platinman sollte es viel regnen.
Am Sonntag, 10.11.2013, war es dann soweit - das Wetter bedeckt und regnerisch, wie es sich wohl für einen echten Trail-Lauf gehört - ich machte mich kurz vor 10 Uhr auf den Weg nach Lauthausen. Schon bei der Startnummernausgabe stellte ich fest, dass sich hier eine andere Art von Läufern versammelt hatte als bei "normalen" Volkläufen. Auch die Gespräche der Läuferinnen und Läufer drehten sich um andere Laufevents und Trainingsläufe, als das was man sonst so mitbekommt. OK, dachte ich mir, hier sind also die echten Trailläufer am Start. Auch an der Ausrüstung war das zu sehen - Trailschuhe, Trinkrucksäcke und Markenlaufbekleidung war bei vielen zu sehen.
Mit dem Starterbeutel in der Hand ging es erst einmal zum Auto zurück. Dort traf ich schon auf Geli und Herbie. Auch Birgit, Marion W. und Norbert hatte ich schon begrüßt. Auf dem Weg zum Start begegneten mir dann auch Birgits Eltern. Sie wollten sich den historischen Moment auch nicht entgehen lassen - und außerdem waren ja Birgit und Burkhard am Start.
Auf dem Startgelände an der Straße "Am Forst" waren glücklicherweise kleine Pavillons aufgebaut, unter denen dichtgedrängt viele Läufer den starken Regenschauer vor dem Start abwarteten. Leider konnte man dadurch aber die Moderation und Streckeneinweisung von Jochen Baumhof nicht hören.
Als sich anschließend alle Läufer am Startbogen versammelten konnte ich noch mehr bekannte Gesichter ausmachen. Immerhin waren allein 12 Läuferinnen und Läufer von der LLG St. Augustin am Start.
Ich war sehr gespannt, wie sich der erste Teil der Strecke bis Altenbödingen laufen würde, denn dort erwartete die Läufer gleich die erste Engstelle, spätestens an der defekten kleinen Brücke. Aber bis auf diese Stelle ging es erstaunlich flüssig und zügig los.
Ich hatte mir vorgenommen, mich diesmal am Anfang stark zurückzuhalten, denn die kommenden 7 Anstiege würden noch genug Kraft kosten. Dazu die Streckenlänge von fast 25 km, da sollte man nicht gleich sein Pulver verschießen. Herbie und Norbert liefen noch in Sichtweite, neben mir lief Gisele, die auch bei beiden Testläufen mit dabei war. Der erste Abschnitt war im Grunde sehr leicht zu laufen, erst nach dem kleinen Ort Halberg im Tal hinter Bödingen ging es das erste Mal etwas steiler hoch, bis wir auf die Straße von Oberhalberg nach Oberauel einbogen. Nun folgte ein langes Stück bergab, wo man eigentlich Tempo machen kann, was aber hier sicher noch nicht sinnvoll ist. Die meisten Läufer in meiner unmittelbaren Umgebung ließen sich hier auch noch locker "rollen". In Niederhalberg standen einige Zuschauer an der Strecke, unter anderem der "Wüstenläufer", Rafael Fuchsgruber.
Unten an der Sieg erwartete uns ein Fotograf, der die Aufgabe hatte, jeden Läufer auf die SD-Karte zu bannen. Sicher war das auch nicht leicht. Ich konzentrierte mich jetzt schon auf den nächsten Anstieg, der ca. bei km 9 nach oben bis auf die Höhe von Niederhalberg führt. Hier war das erste Mal (hoch-)steigen statt Laufen angesagt, denn ein Überholen hätte zuviel Kraft gekostet und der Waldweg war hier schon ziemlich aufgeweicht. Anschließend wieder nach unten, am Kilometer 10 vorbei, und dann kommt er, der lange und steile Aufstieg zum Stachelberg. Hier war klar, dass man vom Laufen in Steigen wechselt und auch das ist noch anstrengend genug.
Oben angekommen, war es nicht leicht, wieder den Laufschritt aufzunehmen. Dieses Umschalten will auch trainiert sein. Nun folgte erst einmal ein flaches Stück und anschließend eine Bergab-Passage, die es aber auch in sich hat. Dieses Stück hatte ich beim Training auch in respektvoller Erinnerung, denn das geht ziemlich auf die Kniegelenke. Diesmal kam ich erstaunlich gut und schnell hinunter und konnte mich anschließend auf den langgezogenen Aufstieg zur alten Römerstraße konzentrieren. Selbst hier wechselten einige Läufer in die andere Gangart, das wollte ich hier aber nicht, sondern bis oben durchlaufen.
Positiv fand ich die 3 Verpflegungstellen, die Wasser und Bananenstücke für die Läufer bereit hielten, so auch an der Römerstraße, dem höchsten Punkt der Strecke.
Nun folgte wieder eine sehr lange Bergab-Strecke, nachdem man unter einer Schranke hindurch war - hier hätte ich eigentlich eine offene Schranke erwartet - aber es soll ja anstrengend sein... oder war das nur vergessen worden?
Am Anfang geht es noch etwas steiler und steiniger nach unten, später recht moderat und man kann sich schon auf den nächsten Anstieg aus dem Derenbachtal hoch zur Römerstraße freuen. Dieser Anstieg läuft sich am Anfang etwas schwierig wegen aufgeweichter Stellen und Unebenheiten, weiter oben aber ganz gut. Oben angekommen läuft man ein Stück auf der Römerstraße entlang bis es wieder ins Derenbachtal hinunter geht. Dieser Weg ist immer etwas feucht, selbst im August, aber auch diesen Weg hatte ich mir nach dem vielen Regen schlimmer vorgestellt. Er ließ sich heute sogar erstaunlich gut laufen!
Unten angekommen, hatte ich plötzlich eine Frau vor mir - wie sich herausstellte, war es Marlen Günther. Den nächsten und zugleich letzten Anstieg hoch zur Römerstraße liefen wir dann hintereinander hoch. Diesen Berg finde ich nicht mehr so heftig, er geht zwar einmal kurz und steil nach oben, ist dann aber vom Steigungsgrad moderat und danach ist es auch schon fast geschafft!
Die letzten Kilometer liefen sich dann wie von selbst, die leichten Wellen vor dem Parkplatz "Am Driesch" nahm ich dann schon wieder locker und das letzte Stück bis Altenbödigen konnte ich sogar etwas mehr Tempo machen. Noch ein paar Straßen durch den Ort und dann ging es wieder hinunter nach Lauthausen. Das letzte Stück geht relativ stark bergab - da gibt es Parallelen zum Löwenburglauf. Endlich im Ziel - erst jetzt merkte ich, wie kaputt ich war.
Im Ziel warteten schon Norbert, Thorsten und Marion, es wurden Fotos gemacht und der Zielverpflegung zugesprochen. Jeder Finisher erhielt einen Weckmann, eine sehr schöne Idee! Außerdem gab es alkoholfreies Weizen, Apfelschorle, Power-Riegel und vieles mehr, um die leeren Energie-Speicher wieder aufzufüllen.
Anschließend gab es im Landgasthof Siegstrand die Möglichkeit sich zu duschen und sich umzuziehen. Hier fand auch ab 15 Uhr die Siegerehrung statt. Solange hatte ich allerdings nicht mehr ausgeharrt, weil mir einfach nach etwas Ruhe und Gemütlichkeit zu Hause war.
Mein Resümé: Der erste Platinman mit neuer Strecke war ein Erfolg und wird sicher weiter bestehen. Es ist schön, dass es auch außerhalb des Siebegebirges jetzt wieder einen anspruchsvollen Landschafts- und Trail-Lauf in der Region gibt. Ich wünsche dem Platinman für die nächsten Jahre eine gute und stabile Entwicklung. Von der LLG wird es sicherlich auch im nächstes Jahr wieder eine gute Beteiligung geben. OK
Homepage Platinman: Platinman Hennef
Bericht im General-Anzeiger: General-Anzeiger Bonn
Bericht im Extra-Blatt: Extra-Blatt
Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher