34. Intercontinental Eurasia Marathon Istanbul

Dolmabahce Palast Hagia Sophia

Vor dem StartNorbert berichtet: Zu Besuch in Istanbul

Als wir im Frühsommer überlegten, zu welchem Termin wir die Einladung der Eltern unserer türkischen Austauschschülerin annehmen, kam die Idee auf, dies mit dem Eurasia Marathon zu verbinden. So flogen wir am Do, 8.11., für 5 Tage nach Istanbul. Esra's Eltern waren sehr nett und bewirteten uns sehr herzlich. So wurde es weniger eine Laufreise, als ein Besuch bei Freunden in der faszinierenden Metropole am Bosporus, die auf eine 2600 Jahre alte Geschichte zurückblickt.

Als Laufreisender würde man sich am besten in einem Hotel auf dem Goldenen Horn einquartieren, nahe des historischen Zentrums, in dem in der Nähe der Hagia Sophia und der blauen Moschee auch das Ziel liegt. Zum Start auf der asiatischen Seite der Bosporusbrücke standen Shuttlebusse zur Verfügung. In Istanbul Auto zu fahren ist nicht empfehlenswert, denn es gibt keine ersichtlichen Regeln. Und es gibt gefühlt genau so viele Autos wie Menschen, deswegen standen wir, wenn wir von Esra's Vater chauffiert wurden, überwiegend im Stau. Die Marathonmesse und Startunterlagenausgabe waren auf einer Etage im Kongresszentrum, die die Ausdehnung einer Messehalle hatte. Es wirkte fast ein bisschen überdimensioniert. Gelaufen wurde mit Einmalchip von mikatiming. Die Startgebühren waren sehr niedrig (ich bezahlte nur rund 15€), offenbar wegen der potenten Sponsoren, vielleicht wird aber auch aus den Einnahmen vom Volkslauf mit 100.000 Teilnehmern quersubventioniert. Meldeten sich in 2011 noch 2228 Läufer für den Marathon an, so waren es dieses Jahr schon 3838.

Am Start des Volkslaufes Blick zurück nach Asien ;-)

Am Morgen des Laufs ist es trocken und heiter bis wolkig bei Temperaturen von 13-17 Grad und einer frischen Brise. Es gibt drei Wettkämpfe mit Zeitmessung, einen 8 und einen 15 km-Lauf sowie den Marathon. Den meisten Zuspruch findet aber der Volkslauf (Fun Race), an dem regelmäßig 100.000 Einheimische teilnehmen, darunter befinden sich aber nur wenige Läufer. Die meisten gehen auf der ebenfalls 8 km langen Strecke, machen Pausen oder manche kehren sogar um, nachdem sie auf der Bosporusbrücke verweilt haben, die außer an diesem Tag das ganze Jahr über nur Autos offen steht.

Die Starts für die Wettkämpfe finden gleichzeitig um 9:00 Uhr auf der asiatischen Seite statt, direkt am Fuß der Bosporusbrücke. Der Volkslauf, den sich Silvia und Esra vorgenommen haben, startet eine halbe Stunde später. Als Ausländer sollte man unbedingt die Busshuttles benutzen, die einen von drei zentralen Plätzen der Innenstadt zum Start transportieren, denn ansonsten hat man kaum eine Chance dort anzukommen, da zahlreiche wichtige Verkehrsadern gesperrt sind. Dieses Problem erfahre ich am eigenen Leib, denn obwohl unser türkischer Gastgeber Istanbul in- und auswendig kennt, muss ich noch ein gutes Stück von einer Straßensperre mit Silvia und Esra gehen (die 100.000 starten weiter entfernt von der Brücke) und dann weiter zu meinem Start laufen und komme erst 5 min vorher an.

Auf der Bosporusbrücke Am Ziel des Volkslaufes

Für den Start gibt es drei Bereiche auf den Zufahrtsstraßen zur Brücke und die Marathonläufer laufen über die rechten drei Fahrspuren der ca. 1,5 km langen Brücke, während die beiden anderen Strecken über die linken drei Spuren geführt werden. Etwas eng ist es trotzdem, denn ich bin nicht mehr ganz nach vorne gekommen und für die ca. 2500 Marathonläufer gibt es keine unterschiedlichen Startblöcke und auch nicht die sonst üblichen Brems- und Zugläufer. Offenbar haben sich viele langsamere Läufer vorne aufgestellt, so heißt es zunächst, sich geduldig ein bisschen weiter nach vorne zu arbeiten und trotzdem nicht die grandiose Aussicht auf den Bosporus zu verpassen. Nach ca. 2 km kommen alle Läufer zusammen, auf den breiten Straßen lässt es sich gut laufen. Ich lasse die Umgebung auf mich wirken, versuche mein Renntempo zu finden und beginne den Lauf zu genießen. Neben vielen Geschäften befinden sich einige sehenswerte Gebäude und Moscheen an der Strecke. Nach 6-7 km habe ich mich darauf eingestellt, den Marathon unter 4:30er Schnitt absolvieren zu können und mir vorgenommen, das Tempo langsam zu steigern. An einem steilen Gefälle kann ich etwas von der am Start verlorenen Zeit aufholen. Schon geht es am Ziel der 8 km-Läufer vorbei, dem Stadion von Besiktas Istanbul, dem drittgrößten Istanbuler Fußballverein.

Imbissbood ;-) Vor der historischen Karawanserei

Nach etwas über 10 km laufen wir über die Galata-Brücke auf die Halbinsel mit dem historischen Zentrum Istanbuls, dem Goldenen Horn. Die Sonne zeigt sich und krönt diesen fantastischen Anblick. Nun geht es nach rechts, entlang einer langgezogenen Bucht auf eine Wendepunktstrecke. Der Wendepunkt für die 15 km-Läufer folgt bald, dann sind die Marathonis unter sich, treffen aber auf dem Rückweg an dieser Stelle noch einmal auf die langsameren 15 km-Läufer. Aber es kommt zu keinen Behinderungen, die Straße ist breit genug und sehr bald trennen sich die Felder wieder und wir biegen auf eine große Straße ab, die quer über die Halbinsel zum anderen Ufer führt. Der Wind hat bisher noch keine große Rolle gespielt, da die Bucht recht geschützt liegt und ich bin optimistisch, dass ich meine Laufzeit noch verbessern kann. Nun geht es zunächst einmal hoch, dann unter einem beeindruckenden Aquädukt aus römischen Zeiten hindurch. Das entschädigt für die Steigung und auch gleich die nächste, weil eine große Unterführung kommt.

Kanuni Sultan Süleyman Brücke

Nun kommen wir wieder ans Meer auf eine weitere Wendepunktstrecke und haben den Halbmarathon geschafft. Die Strecke führt auf der Straße am Meer entlang, zunächst noch 7 km nach außerhalb, dann ca. 14 km in nordöstlicher Richtung am unteren Rand der Halbinsel zurück. Es ist zwar schön, am Meer zu laufen, aber auf Dauer auch etwas eintönig. Zeit um auf die Läufer zu achten, die jetzt mit mir zusammen sind und ein bisschen in der Gruppe zu laufen. Nach dem Wendepunkt merke ich, dass ein frischer Gegenwind aus Nordosten pfeift und ich versuche mich einige km im Windschatten zu halten. Gerade zwischen 30 und 40 km glaube ich nicht, das Tempo ohne Windschutz halten zu können. Aber bei 35 km merke ich, dass meine Mitläufer nun zu langsam werden und versuche es auf eigene Faust. Bei dem Gegenwind zu laufen kostet soviel Kraft wie einen Berg hoch und ich freue mich auf die Kurve 2 km vor dem Ziel, denn dort müsste er aufhören. Dass ich permanent immer noch Läufer überhole und keiner von hinten kommt, baut mich etwas auf. Dann laufe ich unterhalb des Sultanspalastes entlang und endlich habe ich die Kurve erreicht und keinen Gegenwind mehr, dafür kommt jetzt wieder ein Anstieg. Auf einer breiten welligen Straße durch parkähnliches Gelände und entlang historischen Gemäuern nähere ich mich dem Ziel und einige hundert Meter vor dem Ziel werden die Zuschauerreihen immer dichter und helfen über das letzte Stück hinweg. Für die Blaue Moschee habe ich jetzt keine Augen mehr, ich bin nur froh, dass ich am Anfang ruhig angegangen und dafür am Ende einigermaßen gut angekommen bin.

Im Ziel sind Massagezelte aufgestellt und jeder Läufer bekommt einen Beutel mit einer kleinen Zielverpflegung, einem zweiten T-Shirt (aus Baumwolle, ein Funktions-Shirt und einen Kleiderbeutel gab es bei der Startnummernausgabe) und einer wirklich schönen Medaille.

Fazit: Ein schöner, gut organisierter und anspruchsvoller Marathon (mein Garmin zeigte 570 Höhenmeter an) mit viel Sightseeing auf dem ersten Halben und viel gefordertem Durchhaltevermögen auf dem zweiten. Was bei der Größe fehlte, war eine Aufstellung nach Startblöcken und im Ziel die Duschen und etwas reichhaltigere Verpflegung.

 

In der Neuen Moschee Große Kuppel der Blauen Moschee

 

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Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher