Heilbronner Trollinger Marathon

(Bericht Olaf Kucher)

Warum der "Trolli"?

In Freiburg habe ich mich entschlossen, den Heilbronner Trollinger Marathon zu laufen. Er reizte mich, weil es kein City-Marathon ist, sondern die Strecke durch mehrere Weinbauorte am Neckar verläuft. Außerdem ist es von den Teilnehmerzahlen her auch kein großer Marathon (10 Tage vor dem Start waren insgesamt 5862 Teilnehmer angemeldet, davon nur 571 Teilnehmer für den Marathon). Der "Trolli" ist mit 341,5 Höhenmetern kein flacher Marathon, deshalb vielleicht nicht so schnell, aber dafür sehr abwechslungsreich. Ich kann jedem Läufer/ jeder Läuferin den Trollinger Marathon sehr empfehlen, der gern Landschaftsläufe macht, aber trotzdem auch ab und zu durch kleine Orte mit Zuschauern an der Strecke läuft. In den meisten Orten ist viel Stimmung und Anfeuerung durch die Einwohner garantiert. Dies war immer ein schöner Moment und nach den Orten konnte man sich wieder ganz auf sich und die Strecke konzentrieren.

Die Startunterlagenabholung / die Pasta-Party:

Beim Trollinger Marathon ist alles schön zentral an einem Ort konzentriert, die Startunterlagenausgabe, der Start, das Ziel, die Umkleiden/Duschen und auch ausreichend Parkplätze sind in der Nähe vorhanden. Die Abholung der Startunterlagen und die "Marathonmesse" findet in einem Zelt am Frankenstadion statt. Eine Marathonmesse, so wie bei anderen City-Marathons ist es eigentlich nicht, es waren nur eine Handvoll Stände, aber dafür ging es irgendwie gemütlicher zu. Hat man seinen Umschlag mit der Startnummer, kann man auch das Teilnehmer-Funktionsshirt abholen. Außerdem ist ein Gutschein für eine Flasche Trollinger Wein enthalten. Die Flasche gibt es dann außerhalb des Zelts direkt vom LKW. Wer bei der Pasta-Party Nudeln futtern möchte, kann das entweder gleich bei der Anmeldung mitbestellen (Gutschein im Starterumschlag), oder direkt bei der Pasta-Party bezahlen. Die Pasta-Party findet auf einem kleinen Schiff statt, was direkt am Frankenstadion vor Anker liegt. Dort ist ein kleiner Kanal bzw. Nebenarm des Neckar. Es gibt verschiedene Sorten von Nudeln und Saucen. Sogar zwischen verschiedenen alkoholfreien Biersorten konnte man wählen. Auf dem Schiff ging es unten viel ruhiger zu, deshalb haben wir uns dort platziert. Es war wirklich sehr gemütlich auf dem Schiff, ganz anders als bei anderen Marathon-Veranstaltungen, wo das abschließende "Carbo-Loading" meist in großen Hallen oder Zelten stattfindet.

Der Start:

Am Sonntagmorgen vor dem Start regnete es. Na prima, denke ich, aber zumindest ist es nicht kalt. Da unsere Pension in der Nähe des Neckarkanals liegt, brauchte ich also nur etwa 20 min den Kanal entlang zu laufen, um zum Frankenstadion zu gelangen. Bis ich dort bin, ist meine Regenjacke schön durchnäßt, aber ich kann mich dann im Zelt der Startunterlagenausgabe noch einige Zeit im Trockenen aufhalten. Dann muss ich doch raus in den Nieselregen, um mich einzulaufen. Dabei treffe ich zwei einheimische Läufer, die mir den Weg zum Start zeigen, denn man muss von der Neckarbrücke aus in den Startkorridor hineingehen. Der Start ist für alle Läufe in der Badstraße, ca. 150 m entfernt vom Frankenstadion. Der Startbereich ist nach Farben in einzelne Bereiche unterteilt. Zu meinem Erstaunen halten sich alle daran, obwohl man problemlos bis in den roten Startbereich für eine Zeit unter 3 h vorgehen könnte. Alle sind recht entspannt und gelassen vor dem Start, aber auch konzentriert. In meinem (blauen) Startbereich, der direkt an den roten anschließt, stehen alle locker und ohne Gedränge und warten auf den Startschuss, den nach ein paar Begrüßungsworten, der Bürgermeister von Heilbronn abgibt.

Die Strecke:

Ebenso entspannt, wie im Startbereich, geht es auch auf die Marathonstrecke. Ich halte mich erst einmal zurück, habe aber nach kurzer Zeit schon mein Tempo gefunden. Man läuft zunächst in Richtung Innenstadt, dann, nach Überqueren der Götzenturmbrücke, aber wieder in entgegengesetzter Richtung am Neckarkanal entlang bis in Höhe Frankenstadion. Nach ca. 5 km führt die Strecke aus Heilbronn heraus. Als wir aus Heilbronn herauslaufen, geht es meist auf kleineren Straßen oder naturnahen Wegen weiter. Als wir bei km 7,5 durch den Ort Flein laufen, staune ich über die vielen Einwohner, die an der Strecke stehen und uns beklatschen und anfeuern. Es ist ein schönes Gefühl, soviel Interesse und Anerkennung zu spüren.

Etwa bei km 10 soll der erste kräftige Anstieg kommen. Bis dahin geht es zwar auch schon hoch, es sind aber nur leichte Anstiege. Und tatsächlich, zwischen km 9 und 10 kommt ein ziemlicher Stich, der aber auch schnell überwunden ist. Oben werden Fotos geschossen, nach dem Motto: "so sehe ich aus, nachdem ich mich den Berg hochgekämpft habe". Anschließend geht es dafür wieder kräftig hinunter in einen Ort hinein. Es ist der Ort Talheim und "Nomen est Omen" geht es auch aus dem Ort heraus wieder recht ordentlich bergan. Bei km 15 erreichen wir Lauffen. Hier überqueren wir wieder den Neckar. Kurz vorher überholt mich eine Läuferin mit einem guten, leichten Laufstil in Begleitung eines Läufers. Wie ich später feststelle, war es die spätere Gewinnerin des Marathon. In diesem Moment ist sie aber noch nicht die erste Frau, denn die bis dahin führende Frau überhole ich ca. 10 km weiter selbst noch. Sie belegte am Ende den zweiten Platz bei den Frauen.

Bis km20 geht es durch ein Tal und auf Radwegen an der Straße nach Meimsheim entlang. Die Halbmarathonmarke ist auch direkt im Ort und vorher geht es wieder bergan. Ich weiß, dass der zweite "Peak" etwa bei km 28 auf mich zukommt und versuche deshalb, so locker wie möglich zu bleiben. Noch ist es kein Problem. Aber der langgezogene Anstieg (2 km) entlang der Straße zwischen Dürrenzimmern und Neipperg kostet mich doch ganz schön Kraft und zieht sich einfach nur in die Länge. Umso schöner ist die tolle Stimmung in Neipperg. Der kleine Weinbauort liegt direkt an einem Weinberg. Ich hoffe, dass der nun folgende Anstieg nicht noch einmal so heftig wird. Aber es geht und als ich die 30 km Marke erreiche, bin ich happy, denn nun scheint das Schlimmste geschafft, zumindest was meine Erinnerung an das Streckenprofil betrifft. So schön war es noch nie zwischen km 32 und 35, wo sonst der Mann mit dem Hammer lauert. Ich lasse mich so locker wie möglich die Weinberge hinunter "rollen". Ich bin so gut drauf, dass ich sogar noch ein/zwei Läufer einsammeln kann und auf freier Strecke von einem Presseauto fotografiert werde. Aber hinter Nordheim kommt es noch einmal "ganz dicke". Jetzt erinnere ich mich wieder, was mir der einheimische Läufer vor dem Start sagte: "da kommt im letzten Teil der Strecke ein Anstieg aus einem Ort heraus, den viele hoch gehen". Das will ich aber nicht, beiße die Zähne zusammen und laufe den Stich hoch. Er ist eigentlich nicht schlimmer, als der Anstieg vor km10, aber zwischen km 36 und 37 verweigern sich mitunter die Beine dem Kopf. Als ich oben bin, denke ich, dass muss es nun aber wirklich sein und lasse mich nach km 38 wieder den Höhenzug hinunter rollen. In Heilbronn-Klingenberg stoßen die Halbmarathonläufer zu uns und ab jetzt ist es wieder wesentlich voller auf der Strecke. Vorher war der Abstand zu anderen Läufern nach vorn und hinten etwa 50 bis 100 m, nun ist es wieder ein relativ dichtes Läuferfeld. Ich staune, wie gut die Veranstalter die Startzeiten geplant haben, dass die Halbmarathonis genau mein Tempo laufen. Nur ab und an werde ich überholt. Es ist eigentlich schön, jetzt wieder im Läuferfeld zu laufen. Da fühlt man sich nicht so allein auf der Strecke. Auch wenn ich denke, die Halbmarathonis haben es gut, denn sie sind jetzt noch frischer, als ich. So geht es immer weiter nach Heilbronn hinein.

Das Ziel:

Als km 40 erreicht ist, kommt es mir so vor, als wenn die Strecke wieder leicht ansteigt. Tatsächlich, aber das schaffe ich jetzt auch noch! Nur der Anstieg zur Otto-Konz-Brücke kostet mich buchstäblich die letzten Reserven. Laut Höhenprofil ist es eine Steigung von 4%, also 10 m auf 250 m, aber das sind nur Zahlen. Der Marathongewinner ist diesen "Hubbel" sicher "hochgeflogen" und merkt ihn vielleicht nicht einmal. Mir macht er leider eine Zielzeit unter 3:15 h endgültig zunichte. Auch Antje, die am Streckenrand steht und mit anderen Zuschauern meinen Namen ruft und ein Foto macht, sehe und höre ich nicht, so konzentriert bin ich. Der Rest ist schnell erzählt. Brücke runter und nach ca. 150 m links in den Stadioneingang einbiegen und dann nur noch eine viertel Stadionrunde bis zum Zielbanner. Es ist geschafft!

Im Ziel bekommt man erst einmal seine Finisher-Medaille von kostümierten Frauen, Männern oder Kindern umgehängt. Anschließend kann ich mich auf die ausgezeichnete Zielverpflegung "stürzen". Es ist ein schöner Moment, wenn der Körper endlich zur Ruhe kommen kann. Etwas mehr als 3 h und 15 min habe ich ihm etwas abverlangt, jetzt verlangt er sein Recht, nämlich Ruhe... und natürlich eine schöne warme Dusche. (Bezüglich der Duschen vielleicht ein Tipp. Im Stadiongebäude gibt es ausgeschilderte Umkleiden mit warmen Duschen. Dort war pro Umkleide aber nur eine Dusche vorhanden. Das führt zu Wartezeiten. Außerhalb, bei den Zelten der Taschenaufbewahrung, soll es weitere Duschen im Container gegeben haben. Diese sollen aber kalt gewesen sein. Habe das von anderen Sportlern gehört.)

Antje treffe ich zum Glück auf der Stadiontreppe wieder, sie hatte mich noch nicht in dem Gewimmel im Ziel entdeckt. Als ich endlich frisch geduscht und umgezogen bin, gönnen wir uns beide erst einmal eine Bratwurst. Hmmm - das tut gut, obwohl ich eigentlich noch gar keinen Hunger hatte. Aber wir haben ja noch die lange Heimfahrt vor uns. Es ist so richtig schön, dass Antje mich heim fährt, so kann ich meine Beine ausstrecken und den Lauf noch einmal Revue passieren lassen. Natürlich erzähle ich Antje auch von den Erlebnissen, die ich unterwegs hatte. Es war ein schöner Marathon, wenn auch anfangs bei Regen, der sich aber ungefähr nach der Hälfte der Strecke verzogen hatte. Als wir wieder nach Heilbronn kamen, schien sogar etwas die Sonne. Die Verpflegungsstationen waren gut ausgestattet. Nur die Becher waren etwas zu groß. Zweimal habe ich mir Wasser ins Auge geschüttet, weil man die großen Kunststoff-Becher kaum zusammendrücken konnte. Die Helfer reichten einem die Becher meist zu, so dass man ohne große Verzögerungen weiter laufen konnte. Es gab auch Bananen an der Strecke und einmal Gelchips. Da ich meine eigene Verflegung mit hatte, habe ich dies jedoch nicht benötigt. Im Zielbereich konnte man sich auch massieren lassen. Wie immer war dafür aber etwas Geduld nötig. Beim "Trolli" gibt es übrigens keine Kleiderbeutel, sondern eine Sporttaschenaufbewahrung. Man sollte also selbst eine Tasche oder einen Beutel mitbringen. Die Zeitmessung erfolgt natürlich auch beim "Trolli" mit dem Champion-Chip.

Es gibt neben dem Marathon mit dem Staffelmarathon und dem Halbmarathon noch einen Minimarathon, einen Kinder- und Jugendlauf sowie einen Walking/Nordic Walking Halbmarathon. Im Rahmen des Trollinger Marathon werden außerdem verschiedene Sonderwertungen und Meisterschaften ausgetragen, wie die Marathon- und HM-Meisterschaften der Region Franken, die Audi-Meisterschaften (M + HM), die int. Handwerksmeisterschaften (M + HM).

Noch etwas Statistik:

Ins Marathon-Ziel gekommen sind 467 Männer und 72 Frauen. David Ndusu (GER) hat den Marathon in 2:24:29 gewonnen. Bei den Frauen siegte Stephanie Feger von LG Neckar-Enz (GER) in einer Zeit von 3:09:58.

Beim Halbmarathon kamen 3257 Männer und 1096 Frauen ins Ziel. Die Sieger waren Navina Fenzl (GER) von TSV Krofdorf-Gleiberg in 1:23:54 und Evans Kibett Chelanga (KEN) in 01:05:31.

Fotos:

Impressionen vom Heilbronner Trollinger Marathon in der Bildergalerie (Fotograf Antje Kucher)

Fotos unter www.stimme.de

Web-Links:

Homepage Heilbronner-Trollinger Marathon: Heilbronner Trollinger Homepage

Streckenverlauf: Streckenverlauf Marathon Strecke Trollinger Marathon (Karte) Streckenverlauf Halbmarathon (Karte)

Streckenprofil: Streckenprofil Marathon (Orte) Streckenprofil Marathon (3D) Streckenprofil HM (Orte) Streckenprofil HM (3D)

Presse: "Der schnellste Trolli aller Zeiten"

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Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher