Als Vorbereitung auf den Frankfurt-Marathon wollten Antje und ich einen Halbmarathon laufen und entschieden uns für Brüssel, denn der Termin, 07.10., lag mit 3 Wochen vor unserem geplanten Marathontermin am 28.10. optimal.
Als wir nach Brüssel fuhren, hatten wir erst einmal richtig schönen Dauerregen. Zum Glück sagte die Wettervorhersage für Sonntag gutes Wetter voraus. Das Hotel, welches wir uns für die Übernachtung ausgesucht hatten, lag genau am „Jubelpark“ (Parc du Cinquantenaire), wo sich auch der Startbereich und die Marathonmesse befinden. Somit hatten wir sehr kurze Wege und sind auch gleich nach dem Einchecken im Hotel wieder los, um unsere Startunterlagen abzuholen.
Die Marathonmesse ist keine so große Sportartikelmesse wie in Köln, oder bei anderen großen Marathonveranstaltungen. In einem kleinen Vorraum der großen Ausstellungshalle AUTOWORLD mit diversen Oldtimern aller Kategorien sind nur eine Handvoll Verkaufsstände aufgebaut. Aber im Grunde reicht das auch, denn das endlose Schlendern über die riesigen Marathonmessen macht ja nur die Beine müde.
So waren wir auch sehr schnell wieder draußen und konnten uns noch das Startgelände ansehen. Neben dem Marathon und dem Halbmarathon finden noch ein Minimarathon über 4 km, ein Ladies Run über 4 km sowie ein Kids Run über 1 km statt. Die Startbereiche für Marathon und Halbmarathon sind jeweils schmale, mit Gittern abgesperrte Gassen, die durch ein historisches Tor hindurch führen, das eine große Ähnlichkeit mit dem Brandenburger Tor in Berlin hat. Hinter dem Tor sind Parkwege, die geradeaus in Richtung Innenstadt führen.
Da wir uns entschlossen hatten, lieber in der Stadt zu essen, verzichteten wir auf die Pasta-Party, die noch zusätzliche 12 Euro pro Person gekostet hätte. So konnten wir uns auch noch ein wenig die Altstadt von Brüssel ansehen.
Am nächsten Morgen hatten wir noch genug Zeit, um in Ruhe zu frühstücken, denn unser Start sollte erst um 10:30 Uhr erfolgen. Aus dem Hotelzimmer hörten wir um 9 Uhr den Startschuss zum Brüssel-Marathon. Um diese Zeit lagen die Temperaturen noch um die 6 Grad, aber sobald die Sonne etwas stärker schien, wurde es zunehmend angenehmer.
Es waren schon sehr viele Läufer unterwegs zum Start, als wir vom Hotel zu unserem Auto gingen, um unser Gepäck zu verstauen. Auch auf dem großen Platz hinter dem Startbereich warteten jede Menge LäuferInnen auf den Start. Wir liefen uns auf den Parkwegen ein, die wir am Samstag-Nachmittag bei einem lockeren Lauf schon erkundet hatten. Etwa 15 min vor dem Start stellten wir uns in den Startbereich, der aber schon sehr dicht gedrängt war. Wir versuchten noch etwas weiter nach vorn zu gelangen, was aber nur zum Teil gelang. Also würden wir wohl nach dem Startschuss erst einmal etwas Geduld haben müssen, bis wir loslaufen können.
Endlich kam der Startschuss, nachdem ein paar Einheizer auf einem Bus noch Stimmung gemacht hatten. Es kam so wie vermutet, wir hatten viele langsamere Läufer vor uns und mussten nun versuchen, auf den schmalen Wegen an ihnen vorbei zu kommen. Auch hinter dem Park wurde es noch nicht viel besser, denn es war nur eine Fahrbahn für die Läufer abgesperrt, auf der anderen Seite stauten sich die Autos, um in die Innenstadt zu kommen.
Zunächst liefen wir in Richtung Innenstadt, aber nach ca. 1,5 bis zwei 2 km bogen wir nach links ab und liefen am Palais Royale, dem Königspalast vorbei. Anschließend ging es leicht ansteigend auf die Avenue Luise. Erst hier war ein einigermaßen ungestörtes Laufen möglich. Die Strecke führt hier durch 2 Straßentunnel, so dass man 2 zusätzliche Anstiege zu bewältigen hat.
Etwa bei km 6 zweigt die Marathonstrecke ab und führt in einer Schleife durch einen kleinen Park. Die Halbmarathonis laufen hier nur eine Links- und eine Rechtskurve. Auf der Avenue Roosevelt kann man es endlich laufen lassen. Zwar ist die Strecke bis etwa km 10 noch einmal leicht ansteigend, danach geht es bis km 15 aber überwiegend flach oder bergab. Deshalb war dieser Abschnitt bis auf die letzten 1,1 km für uns auch der schnellste Streckenabschnitt. Verpflegungspunkte mit Wasser und Isogetränken gab es alle 2,5 bis 5 km. Die jungen Helfer bemühten sich sehr, den Läufern die Becher oder Fläschchen mit Iso direkt zuzureichen.
Von km 15 bis km 16 folgte der am stärksten ansteigende Abschnitt der Strecke. Die Marathonläufer haben hier schon fast 36 km in den Beinen, da sie vor diesem Anstieg noch eine weitere langgezogene Schleife von ca. 16 km laufen. Dieser Hügel zog sich so in die Länge, dass man nur versuchen konnte, noch einigermaßen zügig hoch zu laufen, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Wir waren nun auf der breiten Avenue de Tervueren, die von zwei Kreiseln abgesehen geradewegs auf den Jubelpark zu führt.
Das ist eine Besonderheit des Brüssel-Marathon, dass man noch einmal am Startgelände vorbei läuft, dann aber noch ca. 3 km bis zum Ziel laufen muss. Antje berichtete, dass einige Läufer im Park plötzlich anzogen, als sie auf den Bogen im Startbereich zuliefen. Bestimmt glaubte der eine oder andere, das Ziel sei schon erreicht. Die nachfolgenden 2 km kannten wir bereits von den ersten Kilometern nach dem Start, nur der letzte Streckenabschnitt von km 20 bis ins Ziel, war für uns neu.
Das Ziel hatten wir bereits am Vorabend besichtigt, es liegt auf dem großen Marktplatz, dem Grand Place, der mit seinen wunderschönen Fassaden sehr viel Pracht ausstrahlt. Die letzten 1,1 km waren sicher die schnellsten, die wir je bei einem Halbmarathon gelaufen sind, denn es geht steil bergab. Nur die letzten 400 m sind durch das grobe Kopfsteinpflaster noch etwas holperig, bevor man durch den Zielbogen laufen kann.
Im Ziel gab es schöne Finisher-Medaillen, Getränke und verpacktes Brot bzw. Waffeln. Außerdem bekam jeder eine silberne Wärmeschutzplane. Es war ein ziemliches Gewimmel im Zielbereich. Kein Wunder bei über 6300 Teilnehmern, obwohl ja noch längst nicht alle im Ziel waren. Ein englischer Läufer, der ins Ziel kam, meinte zu seinem Kumpel: „not easy“, er meinte sicher die Strecke mit ihren vielen Höhenmetern.
Endlich entdeckte ich Antje in der Menge an Läufern und wir konnten uns gemeinsam auf den Rückweg machen, denn wir mussten ja noch ca. 3 km bis zum Hotel zurück laufen. Dabei entdeckten wir noch ein paar schöne Plätze in Brüssel und verursachten immer wieder staunende Blicke – zwei verschwitzte Gestalten, die sich in silberne Wärmeschutzfolien hüllten und in einer Bushaltestelle eine typisch belgische Waffel aßen.
Es war ein schönes Erlebnis, diesen Halbmarathon zu laufen. Allerdings schließen wir uns der Aussage des englischen Läufers an. Die Strecke ist sehr wellig (laut GarminFR 934m Aufstieg und 972m Abstieg) und daher nicht unbedingt für einen Lauf auf schnelle Zeiten geeignet. (OK)
Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher