Das Vorhaben Letzte Trainingsläufe im Central Park Die Marathonmesse Die Pasta Party Vorab-Gedanken zum Lauf Der Große Tag Résumé |
Ich hatte mir schon direkt nach dem New York City Marathon 2010 vorgenommen, 2011 vor Ort dabei zu sein, wenn am ersten Sonntag im November direkt an der Verrazano-Narrows Bridge der 42. ING New York City Marathon gestartet wird. Von der Idee bis zur Umsetzung bedurfte es aber noch einiger Überzeugungsarbeit bei Antje, die anfangs skeptisch war. Und auch der finanzielle Aspekt spielte eine Rolle, denn New York gehört mit Sicherheit zu den teuersten Städten der Welt und auch die Startgebühr für den Marathon ist die höchste, die wir bisher hatten. Um an eine Startnummer für den New York City Marathon zu kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten, die alle auf der offiziellen Homepage des NYC-Marathons erklärt sind. Wir wählten die Möglichkeit, über einen Laufreiseveranstalter die Reise komplett zu buchen, da so die Startnummer garantiert war und auch eine Menge zusätzlicher Service geboten wurde. Bis Anfang Januar hatten wir alles gebucht. Jetzt mussten wir uns also nur noch mental und vor allem läuferisch gut vorbereiten.
Letzte Trainingsläufe im Central-Park (von Olaf)
Unser Reiseveranstalter InterAir bot uns zwei Trainingsläufe im Central Park mit Herbert Steffny und Wolfgang Münzel an, die wir natürlich gern wahrnehmen wollten. Uns reizte hier auch die Möglichkeit, Herbert Steffny kennen zu lernen, nach dessen Trainingsplänen wir schon seit Jahren trainieren.
Da wir schon am Mittwochmittag in New York ankamen, konnte ich mich nicht bis Donnerstagabend gedulden und lief schon am Donnerstagmorgen einmal allein zum Central Park. Es ist schon cool, wenn man früh um 7:15 Uhr über die Fifth Avenue läuft und von allen Seiten immer mehr Läufer und Läuferinnen dazu kommen. Im Central Park traute ich meinen Augen nicht, überall Läufer aller Nationalitäten, meist in kleineren oder größeren Läufergruppen. Besonders fielen mir die Italiener auf, da sie in einer sehr großen Gruppe unterwegs waren. Man spürte wirklich, Teil eines internationalen Großereignisses zu sein, auf das sich hier alle noch vorbereiteten.
Am Freitagmorgen trafen wir uns dann mit der großen InterAir-Gruppe im Central Park. Herbert Steffny und Wolfgang Münzel sagten ein paar einleitende Worte, es wurden Fotos geschossen, dann wurden in ruhigem Trab die Teile der Marathonstrecke abgelaufen, die direkt durch den Central Park führen. Der Zieleinlauf und die Tribünen waren schon aufgebaut, so dass man schon eine Ahnung bekam, welches Bild sich uns am Sonntag nach 26 Meilen bieten wird, wenn wir unmittelbar vor dem Ziel sind. Im Anschluss an den Trainingslauf, stellte sich Herbert Steffny noch zum Fotoshooting zur Verfügung.
Die Ausgabe der Startunterlagen und die Marathonmesse finden im „J.K. Javits Exhibition and Convention Center“ an der Eleventh Avenue/West 34th Street statt. Wir hatten uns entschlossen hin zu laufen, um unterwegs schon ein paar erste Eindrücke von Manhattan zu bekommen. Da unser Hotel an der 3rd Avenue/52th Street lag, war es schon ein kleiner Fußmarsch, bei dem wir aber schon eine Menge entdeckten, z.B. den Broadway, den Times Square und das Grand Central Terminal.
Die Abholung der Startunterlagen war perfekt organisiert. Notwendig ist dazu der Reisepass und das offizielle Registrierungsformular vom New York City Marathon. Bei insgesamt über 47000 Startern hätte man vermutet, dass man sich zu Abholung anstellen muss, aber nachdem wir einmal die Kontrolle am Eingang zur Messe passiert hatten, ging das Abholen der Unterlagen dann recht schnell. Nachdem man die Startnummer hatte, konnte noch der „Goodies Bag“ abgeholt werden, der auch ein schönes langärmeliges Funktions-Shirt enthält.
Die eigentliche Messe beginnt hinter der Startnummernausgabe mit dem offiziellen Marathonausstatter Asics, wo sämtliche Läuferkleidung mit dem Logo des New York City Marathons versehen ist und dadurch bei den meisten Besuchern reißenden Absatz fand. An den Kassen musste man jedenfalls mindestens 20 min anstehen. Stände anderer Hersteller und Reiseanbieter gibt es natürlich auch noch. Und wer Freunde oder Kollegen beeindrucken will, kann sich nach dem Marathon seine Finishermedaille zusammen mit Foto und offizieller Nettozeit einrahmen lassen. Man kann sich auch einen Film mit den Highlights des Marathons bestellen.
Die Pasta-Party befand sich in einem großen Zelt in der Nähe des Ziels im Central Park. Der Name „Party“ wurde hier zu Recht vergeben, denn es spielten Live-Bands sowohl außerhalb, als auch innerhalb des Zelts. Nach der Kontrolle des Pasta-Party Tickets, das für 40 Dollar auch Mitreisende Angehörige oder Freunde kaufen können, bekam man zunächst Getränke und Besteck. Mit einem Plastik-Teller bewaffnet, ging es anschließend zur Ausgabe der Speisen. Hier muss man wirklich Speisen sagen, denn es waren nicht nur die üblichen Nudeln mit Sauce, sondern Brötchen, Butter, grüner Salat, Ebly, zwei verschiedene Nudelgerichte und alles ganz hervorragend zubereitet und schmackhaft. Alle Helfer behandelten die Läufer mit großer Freundlichkeit und Respekt. Keine Spur von Genervtheit oder Stress, weil man Tausenden das Gleiche auftun muss.
Plötzlich winkte uns Wolfgang Menzel zu, der auch bereits sein Essen geholt hatte und wir tauschen uns erst einmal über unsere bisherigen Erlebnisse in New York aus. Damit war die Pasta Party für uns doppelt schön. Nach diesem gemütlichen Abend und dem leckeren Essen, konnte der Marathon kommen.
Vorab-Gedanken zum Lauf (von Antje)
Da sind wir also - nach vielen Trainingskilometern - endlich angekommen. Wir nehmen teil am New York City Marathon – ein Begriff für alle Läufer und Nichtläufer. Ein Begriff, mit dem jeder Läufer etwas für sich verbindet, um den sich viele Wünsche, Vorstellungen und Geschichten ranken, bei dem viele leuchtende Augen bekommen, wenn sie davon erzählen oder hören, und für die meisten Läufer der Traum schlechthin, den sie sich erfüllen wollen. Wenn jemand hört, dass man läuft, ist meist die erste Frage, ob man auch Marathon läuft. Und die zweite, ob man schon in New York gelaufen ist. Also irgendetwas muss an dem Ganzen doch dran sein. Ich muss zugeben, ich nähere mich dem New York City Marathon etwas skeptisch, denn es gibt so viele schöne Marathons und mir ist es einfach zu viel Wind, der hierum gemacht wird. Aber ich bin offen für alles, was kommen wird. Auf alle Fälle haben Olaf und ich bei noch keinem unserer Marathons so viele liebe Wünsche mit auf den Weg bekommen. Und das ist doch schon einmal etwas fürs Erste.
Wir sind früh aufgestanden, denn pünktlich um 5:45 Uhr startet unser Bus nach Staten Island. Unterwegs erhalten wir schon den ersten Eindruck von der Größe dieser Veranstaltung. Wir sehen unzählige Busse und Autos, denn die 47.438 LäuferInnen müssen alle über die Verrazano-Narrows Bridge nach Staten Island gelangen. Ich denke auch an Wolfgang und Jürgen, die hier ebenfalls für die LLG St. Augustin starten und hoffe, dass wir die beiden vielleicht doch in diesen Massen treffen.
Der Startbereich liegt am Fort Wadsworth. Wir schwimmen in der Menschenmasse mit und gelangen so nach und nach in unseren Aufenthaltsbereich, das „Green Village“. Wir werden im grünen Bereich in Wave 1/Corral 18 starten. (Ich frage mich hier immer wieder, ob ich Corral mit „Fanggehege für wilde Tiere“ oder doch besser mit „Wagenburg“ übersetze?) Olaf möchte mit mir zusammen laufen. Deshalb muss er mit in meinem Corral starten, da die höhere Corralnummer maßgebend ist, wenn man gemeinsam starten will. Etwa 30 min vor dem Start gehen die Läufer aller Corrals in das Startgebiet.
In unserem Village erwartet uns ein kurioses Durcheinander zahlreicher Läufer und es herrscht ein wahrhaft babylonisches Sprachgewirr. Wir suchen uns ein Plätzchen und lassen das rege Treiben auf uns wirken. Jeder versucht die lange Wartezeit irgendwie zu überbrücken und nicht zu arg zu frieren. Wir sehen die abenteuerlichsten Outfits, denn es ist frisch und die Kleiderbeutel müssen früh abgegeben werden. Also trägt jeder, was warm hält und später entsorgt werden kann. Das lange Sitzen und Warten ist trotz der schönen Gespräche mit anderen Läufern irgendwie zermürbend. Und an Einlaufen ist in diesem Gedränge nicht zu denken. Zum Glück starten wir in der ersten Welle, so dass wir bereits ab 8:10 Uhr in unseren Corral dürfen. Aber auch hier ist erst noch einmal warten angesagt. Man braucht wirklich viel Geduld.
Bis zu unserem Start gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf. Ich gehe die Strecke in Gedanken durch. 42,195 Kilometer oder 26,2 Miles. 5 Boroughs (Brooklyn, Queens, Harlem, Bronx und Manhattan). 5 Brücken und insgesamt 400 Höhenmeter. Und immer wieder der Rat vieler Freunde: „In New York läuft man keine Bestzeit. Genießt es einfach.“ Und genau das möchten wir auch. Heute zählt einfach nur einmal das Erlebnis Marathon.
Endlich ist es so weit. Wir hören eine tiefe klare Frauenstimme, die die amerikanische Staatshymne im Gedenken an die Feuerwehrleute und alle Opfer des 11. September 2001 singt. Es ist ein sehr bewegender Moment. Im Läuferfeld ist es sehr still und mir kommen einfach die Tränen. Danach ertönt der legendäre Kanonenschuss. Und so werden wir pünktlich um 9:40 Uhr zu den Klängen von Frank Sinatra´s „New York, New York“ auf die Strecke geschickt. Wir laufen die ersten Meilen über die Verrazano-Narrows Bridge in Richtung Brooklyn und genießen es, jetzt endlich laufen zu dürfen. Das Wetter ist optimal. Ein klarer Tag mit Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 12 Grad. Es rollt gut und wir finden unseren Rhythmus, nachdem wir uns locker gelaufen haben. In Brooklyn wird das Läuferfeld mit sehr viel Herzlichkeit empfangen. Überall wird man lautstark angefeuert und es spielen immer wieder Live-Bands an der Strecke. Man läuft wie von allein und die Meilen purzeln nur so. Trotzdem zügeln wir uns immer wieder, um nicht schon am Anfang im Überschwang der Gefühle zu „überpacen“, wie es im gebräuchlichen Läuferjargon so schön heißt. Dank unserer Laufcomputer halten wir unseren Fahrplan ein und laufen diszipliniert und kraftsparend. Umso mehr können wir auch alles um uns herum genießen. Die Stimmung an und auf der Strecke ist einfach unglaublich. Die 5 Meilen auf der langen Gerade der Forth Avenue liegen schnell hinter uns. Wir laufen dieses ganze Stück auf ein Gebäude zu, das uns an einen Stinkefinger erinnert. Ob der Architekt und der Bauherr das auch so gesehen haben ;-)?
Nach jeder Meile passieren wir einen Getränkestand, an dem jeweils Gatorade und Wasser angeboten werden. Wir werden also gut versorgt. Und wenn man seinen Getränkebecher mit so lieben Worten wie „You got it girl“ gereicht bekommt, kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen.
Ab Meile 9 kommen wir in das jüdische Viertel, in dem es um Vieles ruhiger ist. Wir sehen hier immer wieder traditionell gekleidete Männer, die uns Läufer nicht wahrnehmen und ihrem Alltag nachgehen. Es ist aber auch schön, einmal ein Stück in Ruhe zu laufen, denn bald wird es wieder lebhaft und turbulent an der Strecke. Alles hat seinen Reiz.
Die gesamte Strecke durch Brooklyn hat bereits einiges an Profil geboten. Und ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich habe ziemlich früh schon etwas harte Beine. Das ist mir bisher bei keinem Marathon passiert. Entweder liegt es an den langen Strecken, die wir in den Tagen zuvor zu Fuß durch New York zurückgelegt haben oder am langen Warten bei kühlen Temperaturen bis zum Start oder an beidem. Auf alle Fälle versuche ich sehr diszipliniert zu laufen, um wieder lockere Beine zu bekommen.
An der Pulaski Bridge haben wir bereits die Hälfte geschafft. Wir verlassen Brooklyn und kommen nach Queens. Ich bin immer wieder davon berührt, mit welcher Begeisterung das Läuferfeld angefeuert wird und wie viele Menschen das Erlebnis Marathon mit den Läufern teilen. Wir zwei nehmen alles ganz bewusst auf und genießen die Atmosphäre. Immer wieder klatschen wir kleine Kinder am Straßenrand ab, die den Läufern begeistert ihre kleinen Hände hinhalten. Man wird immer wieder namentlich angefeuert. Und auch im Läuferfeld selbst haben wir immer wieder kurze und nette Begegnungen. Außerdem sind da auch die vielen freiwilligen Helfer, ohne deren Einsatz das ganze Ereignis gar nicht möglich wäre.
Wir passieren die Queensboro Bridge und genießen von hier aus den Blick auf die Skyline von Manhattan. Die Brücken haben es schon in sich. Aber auch das wellige Profil der gesamten Strecke. Wir laufen durch Manhattan nach Harlem. In Manhattan passieren wir auf der First Avenue die Fanmeile der unterschiedlichen Länder. Es ist wie eine kleine Weltreise. Man läuft an Gruppen aus aller Herren Länder vorbei, die ihre Läufer in allen möglichen Sprachen anfeuern. Von Harlem aus geht es über die Willis Ave Bridge in die Bronx. Hier haut es mich ehrlich gesagt fast um. Wir werden mit so einer herzlichen Stimmung empfangen, dass es einen wirklich berührt. Wir lachen und scherzen mit jungen Mädchen in Cheerleader-Gruppen, rappen mit ganz harten Jungs (die waren aber um Längen besser als wir) und saugen einfach nur alle Eindrücke auf, wie ein trockener Schwamm. Es ist wirklich unglaublich.
Ab Meile 23 laufen wir auf der Museumsmeile am Rande des Central Park. Wir passieren das Guggenheim-Museum, das Metropolitan Museum of Art sowie das Museum of the City of New York. Ein wirklich schöner und eleganter Bereich mit wunderschönen Gebäuden und ebenfalls viel Stimmung an der Strecke. Leider aber auch mit einem gehörigen Anstieg, der sich nach den bereits absolvierten Höhenmetern noch einmal so richtig schön hinzieht. Was soll das dann erst im Central Park werden, von dem alle sagen, dass es hier noch einmal so richtig schön wellig wird? Ich registriere mittlerweile dankbar jedes Meilenschild, welches wir passieren. Olaf läuft scheinbar mühelos neben mir. Ich spüre deutlich, dass er gern etwas schneller laufen möchte, denn wir liegen hinter unserem geplanten Tempo. Und so gebe ich auf den letzten Meilen noch einmal etwas mehr, auch wenn wir den Zeitverlust nicht mehr einfahren werden.
Endlich laufen wir hinein in den Central Park und hier geht es wirklich noch einmal so richtig schön hoch und runter. Die ständigen Überholmanöver von Läufern, die vor einem gehen, strengen zusätzlich an. Ich habe bei einem Marathon noch nie so viele Läufer auf den letzten 5 Kilometern gehen sehen. Man muss immer wieder ausweichen und umrunden und das tut so langsam echt weh. Zum Glück wird man durch die Zuschauer getragen, die alle Läufer lautstark anfeuern, noch einmal ihr Bestes zu geben. Die letzten 400 Meter geht es dann nur noch bergan, aber danach ist man im Läuferhimmel. Hier wird erst gelacht und gejubelt und dann wird die Zeit gestoppt. Wir sind angekommen!!!!
Im Zielbereich erhalten wir unsere Medaille, eine Wärmeplane und unseren Verpflegungsbeutel. Wir werden überall mit den motivierenden Worten „Good job“ oder „Great job“ zu den Gepäckwagen weitergeleitet. Das ist echt motivierend. Der Weg zieht sich, denn man geht noch einmal mindestens 1 Meile, bis man seinen Kleiderbeutel erhält. Aber das ist gut für die Regeneration der Beine. Ich denke an ein Schild, dass wir unterwegs gesehen haben: „Damn, you look so good guys“. Ok, daran halte ich mich jetzt auch noch. Nachdem wir beide dann endlich warme und trockene Sachen anhaben, stört mich der anschließende lange Fußweg zurück zum Hotel auch nicht mehr. Wir mussten durch die zahlreichen Absperrungen noch einige Umwege laufen und waren nach 1h20min Fußweg endlich im Hotel.
Unser Résumé (von Antje und Olaf)
Obwohl anfangs eher skeptisch, hat Antje die ganze Atmosphäre des NYCM dann doch gepackt. Wir sind ehrlich beeindruckt von der straffen und perfekten Organisation, mit der dieses läuferische Großereignis veranstaltet und umgesetzt wird. Wir sind begeistert von der abwechslungsreichen Strecke mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten, den unterschiedlichen Stadtteilen, den vielen Bands an der Strecke und dem wirklich internationalen Flair. Und wir sind tief berührt von der ehrlichen Begeisterung der New Yorker, wie sie dieses Ereignis begleiten und mit Leben und Herzenswärme füllen.
Manche laufen ihren Ersten in New York... Wolfgang seinen 124. Marathon (Bericht von Wolfgang)
Nun bin ich auch mal in New York Marathon gelaufen. Eigentlich ungewöhnlich, dass dies erst beim 124. Marathon geschieht. Habe natürlich schon oft vom tollen New Yorker Marathonflair gehört - ich persönlich laufe aber eher nicht so gerne dort, wo jeder (Deutsche) läuft, sondern lieber bei den "Exoten". Nun kann es aber doch mal sein, dass man vielleicht verletztungsbedingt keine Marathons mehr laufen kann und dann auf eine Marathonbilanz ohne New York zurückblicken: wäre ja schade. Habe mich zum Start erst im Juli entschlossen. Mit ausschlaggebend war Thomas Kalt, der mich in Durban mit seinen Schilderungen vom New Yorker Marathonpublikum begeistert hat. Hinzu kommt, dass die beiden nächsten November schon wieder verplant sind (2012 Beirut), 2013 (Wiederholung Havanna). So sollte es schon dieses Jahr so weit sein.
Um es vorwegzunehmen: New York und auch der Marathon haben mir sehr gut gefallen. Beeindruckt war ich von der perfekten Organisation angesichts der Weltrekordbeteiligung von ca. 47.000 Läufern. Abholung der Startunterlagen, Messe, Parade of Nations, Pastaparty, Startbereich, Wetter : alles top. Im Prinzip auch der Zielbereich. Lediglich beim Weg zu den Gepäckwagen und beim Verlassen des Central Parks war etwas Geduld gefragt. Keinerlei unnötige Hektik unter den Läufern, weder beim Start noch im Ziel. Wenn ich an die organisatorischen Mängel bei unseren lokalen Dorfmarathons in Köln und Bonn denke, so befinden sich diese immer noch in der Probezeit.
Erstaunt war ich, dass schon in Brooklyn die Straßenränder beidseitig voll von teilweise enthusiastischen Zuschauern waren. Ich hatte eher mit einem gemächlichen Beginn gerechnet. Aber nichts da. Fast alle 500 m eine Band. Außer Karnevalsmusik waren alle Stilrichtungen vertreten. Meistens gab es zu meiner Freude aber Vollgas. Natürlich gibt es auch in New York mal Abschnitte, wo keine oder nur wenige Zuschauer waren. Aber insgesamt sind es m.E. schon die Massen an begeistungsfähigen Zuschauern und die Vielzahl der Bands, die dass Besondere am New York City Marathon ausmachen. Gleichwohl bleibt für mich aber der Comrades das Laufevent Nr. 1 und ich habe mich natürlich schon am erstmöglichen Meldetag (1.9.) für meinen 6. Comrades im nächsten Jahr gemeldet.
In der VN 72 wurde schon davon berichtet, dass ich Deutschland als Delegationsmitglied bei der Parade of Nations vertreten durfte, was mich doch mit Stolz erfüllte. Das Ganze spielte sich auf dem letzten Kilometer der Originalmarathonstrecke im Central Park ab. Am Freitag vor dem Marathon um 18 Uhr ging's los und man kann es vergleichen mit dem Einmarsch der Nationen bei der Olympiade. Jeder Teilnehmer erhielt anschließend ein T-Shirt, wo die Flaggen aller teilnehmenden Nationen abgebildet waren. 130 habe ich gezählt. Treffpunkt war um 16.30 Uhr. In den 90 Minuten bis zum Start des Einmarsches war Gelegenheit sich mit den anderen 30 deutschen Delegationsmitgliedern zu unterhalten. Und noch interessanter, natürlich Kontakte zu exotischeren Läufern/innen zu knüpfen. Das zweite Foto zeigt mich mit der einzigen Teilnehmerin aus Guam. Die Anzahl der Delegationsmitglieder pro Nation, war abhängig von der Läuferzahl des jeweiligen Landes. Das dritte Foto von links ist mit Marathonläufern aus Hongkong. Am temparentvollsten war jedoch die große Delegation von Indonesien (viertes Foto). Zur Unterstützung der indonesischen Marathonläufer wurde sogar ein bekannter Fernsehentertainer aufgeboten (der mit der großen Maske). Dieser und die indonesischen Läufer wurden live für's indonesische Fernsehen interviewt. Der Einmarsch vollzog sich mit einer Kehrtwende an den Hauptzuschauertribünen. Der Speaker begrüßte jede Nation und erwähnte die Flaggenträger namentlich. Die Teilnehmer konnten sich gut auf zwei großen Leinwänden selbst begucken. Nachdem alle Nationen durch waren, wurden zwei verdiente Läufer in die Hall of Fame aufgenommen. Und zwar Fred Lebow (verstorben 1994, Miterfinder des NYCM) und Grete Waitz (2011 verstorben, 9-malige Siegerin). Es wurde noch einige Ansprachen gehalten - die Veranstaltung zog sich in die Länge. Ich wollte aber noch bis zum angekündigten Feuerwerk ausharren. Dies begann dann auch. Zunächst nichts Besonderes. Ich dachte: sowas haben wir in Siegburg-Mülldorf Silvester auch. Interessant wurde es aber, weil es nicht aufhörte mit dem Feuerwerk und dann doch noch in einem furiosem Finale endete, also einem einer Weltstadt würdigem Spektakel.
Fast genauso wichtig, wie der Marathon, war für mich dass Sightseeing, da ich dass erste Mal in NY war. Mein Hotel hatte eine Toplage zwischen südlichem Central Park (theoretisch kurzer Weg nach dem Zieleinlauf) und dem Times Square. Außer einer Fahrt mit der Metro habe ich unzählige Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Höhepunkt war für mich persönlich ein Hubschrauberflug. In NY ist es gar nicht so einfach seine eigenen LLG-Vereinskameraden zu treffen. Eines morgens rief ich Olaf an, damit man sich mal trifft. Er war sehr zurückhaltend - ich dachte es kommt ein Freudensschrei o.ä., da ihn sein Kassierer anruft. Ich erfuhr dann den Grund für seine Reserviertheit. Er hatte sich nämlich in NY einen Harem von vier Frauen zugelegt. Verständlich, dass da der Kassierer eher stört. Er schlug dann die Pasta Party als Treffpunkt vor. Wegen einem von mir erwarteten Massenchaos hatte ich die gar nicht eingeplant. Da sie nicht weit von meinem Hotel war und ich Antje und Olaf unbedingt treffen wollte, bin ich doch hingegangen und war auch hier von der tollen Organisation überrascht. Wir konnten lecker speisen,uns gut unterhalten und ich lernte den Harem kennen.
Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher