Impressionen aus dem First Landing State Park (7. September 2009)

 

Seit Juli 2009 leben Hildegard und Konrad aus beruflichen Gründen in Virginia Beach. Die zwei werden für drei Jahre dort Zuhause sein und haben bereits erste Eindrücke gesammelt und Laufstrecken erkundet. Konrad hat uns einen sehr schönen und interessanten Bericht über eine seiner Laufstrecken geschickt. Diese kleine "Reise" in diese wunderschöne und einzigartige Landschaft lohnt sich. Wir wünschen Euch beiden, liebe Hildegard und lieber Konrad, dass Ihr dort eine schöne Zeit haben werdet und Euch auch immer heimisch fühlt. Und wir freuen uns auf noch viele schöne Berichte von Dir, lieber Konrad :-).

Wald, Sumpf und Meer (Bericht von Konrad)

BaySeit Anfang Juli ist Virginia Beach für drei Jahre unser neues Zuhause. Natürlich hatte ich schon im ersten Reisegepäck meine Laufschuhe dabei. Die Städte Virginia Beach und Norfolk sind ein Großraum, der wenig Wald bietet. Einzige Ausnahme ist der First Landing State Park. Hier sind im 17. Jahrhundert die ersten Auswanderer aus Großbritannien gelandet und haben den späteren Staat Virginia besiedelt. Bekannt ist sicher noch der Virginia Tabak, der die Region berühmt gemacht hat. Das Gebiet um den ersten Anlandeplatz herum wurde zum Naturschutzgebiet erklärt. Es bietet mehrere Wanderwege, die ideal zum Laufen sind.

SumpfzypressenVom großen Parkplatz führt der Cape Henry Trail zunächst durch einen Wald, der sehr an einen deutschen Mischwald erinnert. Wenn da nicht die vielen Wasserflächen wären. In ihnen stehen die für die Südstaaten so typischen Sumpfzypressen mit ihren aus dem Wasser nach oben wachsenden Luftwurzeln. Den breiten Weg teilen sich Läufer, Radfahrer und Wanderer. Stöckeschleifer sucht man glücklicherweise vergebens! Die Bäume schützen recht gut vor der erbarmungslosen Sonne. Tagsüber in schattenlosen Gebieten zu laufen, ist nahezu unmöglich. Die Temperaturen erreichen selbst Anfang September noch leicht 30 Grad. Die großen Schmetterlinge mögen das. Jeder ihrer Flügel ist fast handtellergroß.

ZauberwaldDer Trail nähert sich nun einem Ausläufer der Chesapeake Bay. Eine Holzbrücke führt über eine Salzmarsch. Ebbe und Flut drücken salzhaltiges Wasser in dieses flache Gebiet, das durch seine abgestorbenen Bäume einen eigenartigen Charakter hat. Danach geht es durch dicht bewaldete Dünen am Wasser entlang. Diesen Teil nennen Hildegard und ich den Zauberwald. Von den Bäumen hängen lange Moose herab. Sie holen sich ihr Wasser aus der Luftfeuchtigkeit. Die Mischung aus Bäumen, Moos und Wasser erzeugt ein eigenartiges Licht. So stellt man sich einen Zauberwald vor. Allerdings fehlen Elfen und Kobolde. Dafür gibt es Schlangen und Schnappschildkröten. Eine lag neulich beim Laufen auf dem Weg. Ich dachte, sie sei tot. Falsch gedacht! Als ich sie leicht von hinten antippte, stellte sie sich blitzschnell auf und zischte mich an. Nur gut, dass ich schon außer Reichweite war.

AusternbankDer Rückweg, der Long Creek Trail, verläuft überwiegend am Wasser entlang. Die Wege sind sandig. Ein Erbe der Eiszeit, denn die Chesapeake Bay hat ihr jetziges Aussehen durch die riesigen Schmelzwasserflüsse und Sandablagerungen der letzten Eiszeit erhalten. Der Sand zehrt beim Laufen sehr an den Kräften. An einigen Stellen der Wasserläufe versucht man wieder Austern anzusiedeln. Austern waren hier mal so zahlreich, dass die Menschen im Winter fast ausschließlich von ihnen gelebt haben. Die Straßen waren vor zweihundert Jahren statt mit Steinen mit Austernschalen bedeckt. Nun sind klägliche Reste der Austernbänke am Ufer zu sehen. Wer will, kann hier auch Krabben fangen. Nicht die kleinen Nordseekrabben, sondern die größeren Tiere, die wir in Deutschland Krebse nennen. Auch sie waren früher so zahlreich, dass sie neben den Austern im Sommer Grundnahrungsmittel waren. Heute gibt es wieder genug Tiere, sodass das Crabbing, das Krabbenfangen, ein beliebtes Freizeitvergnügen werden konnte.

PrivathubiVom Laufweg aus bieten sich ständig herrliche Blicke aufs Wasser. Boote jeglicher Art sausen über die Bay. Je schneller und lauter je lieber. Der Amerikaner liebt alles, was mindestens 3 Liter Hubraum hat, ihn von A nach B transportiert und dabei noch was hermacht. Wer es sich leisten kann, hat auch schon mal den kleinen Privathubschrauber neben dem Boot auf dem Anleger stehen. Wir bleiben jedoch unserer Läuferdevise treu und bewegen uns weiter per pedes durch den Wald.

Auch der schönste Laufweg geht mal zu Ende. Nach insgesamt ca. 10 Meilen, also ca. Waldsee16 km sind wir wieder am Parkplatz. Diese 16 km haben es in sich. Durch die hohen Temperaturen und die sehr hohe Luftfeuchtigkeit, schwitze ich wie nie zuvor in meinem Leben. Meine Wasserflasche reicht sonst für die doppelte Distanz. Hier ist sie schon nach knapp 2 Stunden ratzeputz leer und ich bin ziemlich fertig. Macht nix, Hauptsache der Lauf hat Spaß gemacht.

Ganz herzlich grüßt Euch
Konrad

 

 

Salzmarsch Austernbank Schmetterling Sumpflandschaft

Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher