Was ist gesünder Walking/Nordic Walking oder Jogging?

Bericht von Birgit Lennartz

Walking bedeutet übersetzt schnelles Gehen. Es ist eine Bewegung, die jeder beherrscht. Beim "sportlichen" Walking sollten die angewinkelten Arme kräftig mit nach vorn und hinten geschwungen werden, bei lockeren und entspannten Schultern. Bis 6 km/h pro Stunde kann gewalkt werden. Ab da 7 km/h ist Joggen sinnvoller, bzw. fast unumgänglich. Da es keine Flugphase wie beim Laufen gibt, ist die Belastung gelenkschonender. Auch die Herz-Kreislauf-Belastung kann bei langsamem Tempo niedrig gehalten werden, so dass auch Anfänger und Herzpatienten walken können. Um allerdings die gesundheitlich fördernden 1500-200 kcal pro Woche zu verbrennen müssen 5-6 Stunden pro Woche in mindestens 6 km/h gewalkt werden.

Beim Nordic Walking benötigt man noch zusätzlich Stöcke. Die Stocklänge sollte etwa 70% der Körpergröße entsprechen. Die Stöcke sollen die Armarbeit unterstützen. Zudem geben sie Halt und sorgen so für Sicherheit bei glattem, nassem oder unebenen Untergrund oder bei Gangunsicherheiten. Zudem entlasten sie bei Fuß-, Knie-, Hüftbeschwerden. Aber ist das Gehen mit Stöcken wirklich soviel effektiver als ohne? Woher stammt die Idee überhaupt?

In Hamburg entdeckte die Vorzüge des Gehens mit Stöcken schon 1995 Marina Wolff-Bühring. Erst beim Wandern in den Bergen, wo Stöcke schon immer verwandt werden, dann hielt sie es zuhause im flachen Norden bei. Zusammen mit dem Niedersächsischen Turner-Bund wurde dieser neue Bewegungsvariante "Stickwalking" genannt. Unterschiede zum 1999 aufkommenden Nordic Walking sind eigentlich nur in einfacheren Stockart (nur eine breite Trageschlaufe und eine breitere Griff) und das Tempo ist geringer, also eher auf ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen ausgelegt.

Nordic Walking, als die sportlichere und rasantere Form des "Stockganges" stammt aus Finnland, wo es Sauvakävely heißt, was mit Stockgehen übersetzt werden kann. Diese entstand aus dem Sommertraining der Skilangläufer, die, um die Bedingungen des Skilanglaufs zu simulieren, mit Skistöcken im Sommer eine Reihe von Übungen entwickelten, bei denen man in allen Geländearten springt, geht oder läuft. NW in seiner heutigen Form wurde dann Mitte der 90er Jahre von Profisportlern, Medizinern und der Sportindustrie entwickelt. Mit der Zeit löste es das "normale" Walking fast vollständig ab, weil mit viel Werbung die "angeblich" immensen Vorzüge des NW herausgestellt wurden.

NW entlastet die Gelenke, aber Walking (Wandern, Gehen) ist sowieso gelenkschonend. Eine wirkungsvolle Entlastung findet beim Bergabgehen statt (beim Wandern sind Stöcke hier schon immer benutzt worden).

NW kräftigt Rumpf- und Armmuskulatur, aber nur wenn die Stöcke richtig eingesetzt werden und dies ist meist nur effektiv im Gebirge möglich.

NW verbrennt mehr Kalorien , aber nur wenn man sich schneller bewegt. Zudem widerspricht dies der These der Entlastung, denn soviel Kalorien verbraucht das Schleppen der leichten Stöcke nicht. Um den gesundheitlichen Nutzen von ca. 2000 Kalorien pro Woche zusätzliche durch Bewegung zu erzielen, müssen auch hier ca. 5 Stunden pro Woche im Tempo von etwa 6 km/h absolviert werden.

Die Vorteile der Stöcke sind:


Energieverbrauch in 15 Minuten


Intensitätsstufen beim Walking/Nordic Walking

Während das Walken und Nordic Walken aus dem Leistungssport entstanden ist bzw. von der Industrie entwickelt wurde, hat die Joggingbewegung einen ganz anderen Ursprung.
Das Laufen zu nutzen wusste die Menschheit schon lange. So wurden in der Antike Nachrichten durch laufende Boten überbracht. Im Mittelalter existierte sogar der Beruf des Botenläufers, im 16 Jahrhundert liefen englische Pferdekutschenbegleiter auch in Wettrennen gegeneinander, der Pedestrianismus im 17. und 18. Jahrhundert in England und Amerika war eine Profisportart, GuthsMuths und Jahn führten Dauerlauf bis ca. 10 km aber nur im "Stadion" durch, ansonsten war langes Laufen bei den Turner verpönt. Anders bei Carl Diem, der die Vorzüge des Laufens im Waldes angepriesen und praktizierte.
Das heute gesundheitsorientierte Laufen entwickelte sich aus der amerikanischen Fitnessbewegung, entstanden durch die mangelnde körperliche Leistungsfähigkeit und den schlechten Gesundheitszustand der amerikanischen Bevölkerung, welcher sich vor allem an der großen Zahl von untauglichen Wehrdienstpflichtigen und der Zunahme an Herzinfarkten manifestierte.
Wissenschaftliche Untersuchen kamen zu der Erkenntnis, das körperliche Bewegung einige Risikofaktoren ausschalten und durch Sport eine zusätzlicher Schutz aufgebaut werden kann.
Das Jogging selbst bracht der Leichtathletik-Trainer Bill Bowerrmann 1962 von einer Studienreise nach Neuseeland zu dem Trainer ArthurLydiard mit. Dieser wandte nicht nur das Intervall Prinzip an, sondern machte mit seinen Schützlingen so genannte Long Jogs, also Läufer über 30 Kilometer in ruhigem Tempo. Hierzulande war es Dr. Ernst van Aaken, der das lange und aerobe Laufen empfahl.
Das Zusammentreffen dieser neuen Trainingsform mit der aufkommenden Fitnesswelle und dem Öffner der Vereine für den Breitensport führte zum Volkslauf. Vorbild war hier die Schweiz, wo sich aus der militärischen Freizeitübung des Waffenlaufs die zivilen Geländeläufe entstanden waren. Der 1. Volkslauf fand am 13.10.1963 in Bobingen über 12 Kilometer mit 1654! Teilnehmern statt.
Der Deutsche Sportbund entwickelte eine Reihe von Aktionen wie "Lauf mal wieder", "Trimm-Tab", "Laufen ohne zu schnaufen", "Trimming 130". Die Lauf-Treffs boten professionelle Betreuung ohne "Vereinsmeierei" an.
Wurde anfangs noch im Wald gelaufen, gingen es Mitte der 70er Jahre auf die Straße und in die Städte. Erst in den USA, wo 1976 Fred Lebow den ersten NYCM ausschrieb. In Deutschland war es Frankfurt, das 1981 begann. Neben dem Marathonboom, der noch kein Ende erreicht hat, gab es in den 80er Jahren erstmal eine Inflation von City-Läufen über Strecken um 10 Kilometer. Diese Streckenlänge reicht vielen heute (leider) nicht, es muss Marathon sein. Um die Teilnehmerzahlen weiterhin hoch zu halten, bzw. zu steigern, nehmen viele Veranstalter inzwischen auch Halbmarathon, aber auch Walking und Inlineskating in ihr Streckenangebot mit auf.
Doch ist Marathonlaufen gesund? Nein, der Wettkampf selber ist es nicht, wohl aber das Training und die Lebensweise dafür, solange man sich ausreichend Zeit für die Vorbereitung lässt und das Training nicht zum zusätzlichen Stress wir d. Spaß und Freude am Laufen sollte die Hauptmotivation sein. Und es ist, was den Gesundheitsfaktor angeht, zeitsparender: Um die erforderlichen 2000 kcal pro Woche zusätzlich zu verbrennen, reichen ca. 4 Stunden bei 7-8 km/h die Woche.

Wo und wie kann man Walking/Nordic Walking mit dem Laufen verbinden?

Walking als Hinweg oder Ersatz zum Joggen

Was sind die Hauptunterschiede?

Alle Vorteile des Laufens (Ort-Zeitunabhängig, wenige Investition, körperlichen Auswirkungen) gelten natürlich auf für das Walken, "Nordic-Walking", nur beim Laufen kann man nicht "mogeln", bzw. es ist wirkungsvoller, vorausgesetzt die orthopädischen Grundlagen sind gegeben.

Wer Laufen kann und

  • effektiv was für das Herz-Kreislauf-System tun will
  • viel Kalorien verbrauchen will
  • kein Übergewicht hat
  • keine orthopädischen Probleme besitzt
  • keine ausschließende Herzproblematik hat
  • sich seine Umgebung/Urlaubsort erlaufen will
  • etwas leistungsorientiert ist

der sollte Laufen.

Wer es

  • gemütlicher mag
  • erstmal Ausdauer und evtl. Beinkraft aufbauen will/muss
  • nicht mehr Laufen kann/darf/will, sich aber trotzdem "langsam" in der Natur bewegen will

für den ist Walking/Nordic Walking geeignet.