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Er läuft und läuft und läuft - Wolfgang Stock feiert ein dreifaches Jubiläum

70 Jahre alt – 25 Jahre Langlauf – 100 Marathons

Am 16. Dezember 2005 feiert unser Vereinsmitglied Wolfgang Stock seinen 70. Geburtstag. Wolfgang fand im zarten Alter von fünfundvierzig Jahren zum Laufen. Er blickt damit heute auf 25 Jahre Dauerlauf zurück. Angespornt von seinen Söhnen und mit voller Unterstützung seiner Frau Berthe, gab er sich voll der Langlaufleidenschaft hin. Und dies mit viel Erfolg. Hartes Training trieb ihn auf Marathonbestzeiten weit unter drei Stunden. Und das nicht nur in heimischer Umgebung. So lief Wolfgang z.B. beim bisher heißesten New York Marathon aller Zeiten im Jahr 1984 eine Klasse Zeit von 03:03:54 Stunden. Das muss man ihm in den Häuserschluchten erst mal nachmachen!

Seine Ausdauer holt sich Wolfgang nach wie vor im Siebengebirge, in der Eifel, an der Sieg und im Trainingslager in der Provence. Wer die Strecken kennt, weiß um ihre Qualität und ihren Anspruch. So sind die hervorragenden Leistungen kein Wunder. Auch tagelange anstrengende Bergwanderungen in den Schweizer Alpen fördern Wolfgangs Kondition. Kein Viertausender ist vor ihm sicher.

Wolfgang ist gern gesehener Gast auf vielen Marathonstrecken. Es geht das Gerücht um, dass der Marathon in Frankfurt am Main erst gestartet wird, wenn Wolfgang da ist. Allein dort ist er 17 Mal gelaufen. Am 30. Oktober 2005 war es soweit. Wolfgang lief in Frankfurt (wo sonst?) seinen 100sten Langstreckenlauf (Marathons und Ultramarathons).

Doch Wolfgang gibt sich mit den kurzen „Sprintstrecken“ bis 42,2 km nicht zufrieden. Seine wahre Berufung ist der Ultramarathon. 19 Ultraläufe z.B. in Davos, Marburg und natürlich bei der Nacht der Nächte in Biel (zehn Teilnahmen am „Hunderter“) sind nur ein kleiner Ausschnitt aus seinem Läuferrepertoire. Mit einer Bestzeit knapp über 10 Stunden auf 100 Kilometer setzte Wolfgang hier ein Zeichen.

Mit Vorliebe treibt sich Wolfgang dort herum, wo andere schon bei Nennung des Namens ein Schaudern überläuft: Monschaumarathon bei 35 Grad im Schatten (obwohl es dort kaum Schatten gibt), Arolsen Marathon im Winter bei Schneesturm und heftigen Minustemperaturen, Siebengebirgsmarathon bei Matsch und Schnee. Auch eine Jungfrau ist ihm läuferisch nicht unbekannt. Je mehr rauf und runter desto besser. Für Wolfgang gibt es keine Ausreden. Er hat „laufend“ Spaß und gibt damit ein aktives Beispiel für die jüngere Generation.

Spaß hat Wolfgang auch außerhalb des Sports. Er zeigte insbesondere bei unserer Bootstour auf der Sieg ungeahnte Führungsqualitäten. So setzte er sich in ein Boot, ohne im Geringsten daran zu denken, ein Paddel in die Hand zu nehmen. Er war der Meinung, dass jedes Schiff einen Kapitän bräuchte. Und der rudert halt nicht, sondern gibt nur Anweisungen. Nun ja, dieses Boot ist trotzdem gut angekommen.

Als Laufmentor ist Wolfgang eine Kapazität. Mit sanfter Gewalt hat er ein hier nicht näher genanntes Vereinsmitglied geworben und zum Ultralauf getrieben geführt. Unvergessliche kurzweilige lange gemeinsame Läufe waren die Folge. Da kann man lernen, wie groß das Siebengebirge wirklich ist – und wie steil!

Und ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Trotz gesundheitlicher Rückschläge lässt Wolfgang sich nicht beirren. Teilnahmen am Bonn-Marathon und natürlich am Bieler Hunderter hat er für 2006 schon wieder fest im Visier.

Dabei mag Wolfgang gar nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Lieber Wolfgang, das ist uns heute aber egal. Wir freuen uns mit Dir über Deinen Ehrentag und sind froh, Dich in unserer Mitte zu haben. Deine läuferische Erfahrung ist sehr wichtig für uns. Und als lieben, freundlichen und immer zuvorkommenden Mitmenschen mögen und schätzen wir Dich ohnehin.

Wir von der LLG St. Augustin gratulieren Wolfgang Stock ganz herzlich zum „Siebzigsten“. Wir wünschen Dir alles Gute, Gesundheit und weiter viel Spaß und Erfolg beim Laufen.

Deine LLG St. Augustin

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Wolfgang Stock ein Siebziger!

Karl Lennartz interviewte Sohn Tillmann

Es muß 1982 gewesen sein, als unsere Laufgruppe – ein Dutzend Schüler und Jugendliche und fünf oder sechs ‚Altenheimer’, wie sie scherzhaft genannt wurden, - Zuwachs bekam. Zwei A-Jugendliche Tillman und Uli Stock und dann in ihrem Schlepptau Wolfgang Stock, ihr Vater. Sie wollten richtig laufen lernen, schneller werden und eifrig trainieren. Dies geschah dann auch, und zwar mit Erfolg.

Angefangen hatten sie schon, als Selfmademen. Wie mir Tillmann mitteilte, muß es der 4. August 1980 gewesen sein. „Im Anschluß an den Sommerurlaub, im Rahmen der ersten aus den USA herüberschwappenden Joggingwelle.“ Es war zuerst Vater Stock, der etwas für seine Gesundheit tun wollte. Es begann wohl zuerst mit Schwimmen: „Bis dahin jahrelang einmal in der Woche, meistens am Sonntag, Kassiererinnen und Bademeister nervend, weil er immer eine Minute vor Kassenschluß ins Schwimmbad kam, um 1000 m zu schwimmen,“ wie Tillmann schrieb.

Der nächste Schritt war laufen. Dafür wurde sich ausgerüstet. Der erster Laufschuh war der ‚Marathon Trainer’, damals ein hervorragendes Produkt.

Trainingsmäßig wurde Schritt für Schritt vorgegangen und war methodisch genau richtig. Die erste Laufstrecke in Sankt Augustin ging von der Danziger Straße zu den Drei Eichen an der dortigen Grundschule, ein paar hundert Meter: „Erster Laufversuch: 2 min Gehen, 2 min Laufen, 2 min Gehen, 2 min Laufen , 2 min Gehen, usw.. Das ging einige Wochen lang so weiter unter zunehmender Verkürzung der Gehstrecke.

Da es damals noch eine beschilderte 10-km lange Volkslaufstrecke gab, wurde bald diese genutzt und die Laufstrecke stetig verlängert. „Allmählich wurde auf diese Weise die zuvor für unmöglich gehaltene 10 km Marke erreicht. Ziel im Training war es, übrigens jedes Mal, die Zeit vom letzten Lauf zu unterbieten, koste es, was es wolle.“ Dies entsprach dann nicht mehr ganz der Trainingslehre.

Im Juni 1981 wurde der erste Wettkampf gewagt, ein Halbmarathonlauf im Kottenforst bei Bonn. “Warum das gleich ein Halbmarathon war, läßt sich leider nicht mehr eruieren.“ Die drei liefen erstaunliche 1:47 h.

Jetzt wurden sie etwas tollkühn und mußten Lehrgeld bezahlen. „Im September 1982 erster Marathon in Duisburg in 4:17 h. Mitreißende Anfeuerung durch das Publikum: ‚Sieh mal, da kommen die Lahmär...!’“ Dazu Uli: „Komm, bis zur nächsten Ampel gehen wir noch und dann laufen wir wieder bis zur nächsten Ampel. Duisburg hatte viele Ampeln.“

Wie für alle Anfänger, die leiden müssen. „Nie wieder tue ich mir nochmals so etwas an! Der Muskelkater war noch nicht ganz ausgestanden, da wurde Frankfurt als neues Marathonziel ausgeguckt und das Training intensiviert."

Dann sahen sie Birgit und Burkhard und mich im Fernsehen beim New York Marathon und verspürten den Wunsch, auch einmal schneller laufen zu können.

Nach der ersten Kontaktaufnahme mit Birgit und Karl wurde ohne allzu große Begeisterung festgestellt, daß man jetzt täglich wird trainieren müssen.

Der Erfolg ließ nicht auf sich warten; „1983 beim zweiten Marathon in Frankfurt-Hoechst die ganze Zeit den Tipp von Karl befolgt, nicht auf den Boden, sondern über das große Läuferfeld dem Ziel entgegen zu sehen. Dabei den mitlaufenden Sohn Tillmann völlig aus den Augen verloren. Nach 3:24 h war dieses Ziel erreicht.

Fast eine Stunde besser! Aber es ging noch schneller: „1984 das erfolgreichste Jahr, Marathonbestzeit in Frankfurt 2:52:10 h.“ Wir fuhren dann mit einer großen Gruppe nach New York. Wolfgang Stock kam trotz Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit nach 3:03:54 h ins Ziel.

„81 Marathonläufe sind so im Laufe der Zeit zusammengekommen, der letzte im Oktober in diesem Jahr in Frankfurt in 5:09 h.

Wie bei vielen Marathonis kam auch Wolfgang Stock auf den Gedanken, noch etwas Längeres zu versuchen. „Ein ganz besonderer dieser Ultraläufe sei in der Schweiz, mitten in der Nacht gestartet und zum Ende hin über den berüchtigten Ho Chi Ming Pfad führend.

1991 wurde dann die erste Reise nach Biel unternommen. „Das Ziel wurde nach 10:20 h erreicht, es ist gleich persönliche Bestzeit über diese Distanz gewesen. Mittlerweile sind es acht 100 km Läufe geworden, sieben davon Biel. In über 25 Jahren kamen so läuferisch mehr als 70.150 km zusammen, allein 1985 waren es 5000 km, in diesem Jahr noch über 1.200 km. Im Wettkampf wurde einhundert Mal ein Marathon oder eine längere Strecke bewältigt.

Wolfgang Stock hat noch Ziele: Zehnmal in Biel 100 km zu laufen, wäre nicht schlecht, auch noch ein Marathon in vier Stunden und X Minuten.

Der Wunsch der Ehefrau: Ganz allmählich zu lernen, daß eine Stunde nach 60 und nicht erst nach 120 Minuten vorbei ist: ‚Ach, es lief sich so schön, da mußte ich einfach ein bißchen länger laufen!

Nun wird Wolfgang Stock am 16. Dezember 70. Die LLG gratuliert und wünscht neben viel Glück, Zufriedenheit und Gesundheit noch viele viele gute Kilometer. Ein Ziel können wir ihm noch nennen. Die Bestzeiten von Josef Galia anzustreben.

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