Bericht von unserer Paddeltour auf der Sieg im September 2004
Ein Sieg macht Freude, aber die Sieg macht lustig
Die erfahrenen Flussschiffer Konrad Waßmann und Ralf Kläser haben uns endlich in die Geheimnisse des Befahrens deutscher Binnengewässer eingewiesen und, darüber waren sich alle Beteiligten sehr einig, ist eine wichtige Erfahrungslücke geschlossen worden, wofür wir uns sehr bedanken.
Es war ein schöner Tag, als wir uns unter der malerischen Straßenbrücke, die Siegburg und St. Augustin miteinander verbinden, trafen. Wie im richtigen Leben kamen einige zu spät, was aber von Vorteil war. Von Vorteil deswegen, weil uns das kleine Hochwasser auf der Sieg jede Menge Zeit geschenkt hat. Viel Wasser, höhere Fließgeschwindigkeit, weniger Paddeleinsatz, weniger Zeit zum Ziel – Siegfähre.
Unsere Guides, drei bei 3 Booten und die Begleitmannschaft, gaben sich redlich Mühe. Unser weitgereistes, internationales Aussehen, veranlasste die Begleitmannschaft uns mit internationalisiertem Kauderwelsch auf die Bedeutung dessen was kommen wird einzustimmen. Sicherheitsfragen standen im Vordergrund und die Teilnehmer, die keine natürlichen Schwimmhilfen aufwiesen wurden mit einer Weste verschönert. Mit kleinen Spielchen wurden die Bootsbesatzungen weiter eingestimmt und aufgelockert.
Und dann wurden sie zu Wasser gelassen, die Boote. Aufgrund der erwarteten langen Fahrt mit nur begrenzten Austrittmöglichkeiten wurde der dicke Brückenpfeiler vorher noch mehrfach heimgesucht.
Der erste Kontakt mit den wild tanzenden Fluten der Sieg, die sich in rauschenden Strudeltöpfen unter der Brücke lautstark bemerkbar machten, ließen einige Gesichter lang und blass werden, während andere hell und offen, johlend vor Spaß andere ansteckten.
Um es gleich deutlich hervorzuheben. Es gab zu keinem Zeitpunkt, an keinem Ort irgendeine Gefahr, nicht mal eine prekäre Situation, außer sie wurde von den enthusiastischen Boatpiepeln herbeigeführt. Hier einen oder eine hervorzuheben wäre nicht gerechtfertigt, da es vielleicht die andere Ehehälfte oder sogar die Eltern erfahren könnten und das will doch keiner.
Mit ca. 4 m/sek ging es flussabwärts. Ein Tempo, dass viele gerne laufen würden können möchten. Die Sieg macht’s möglich, den Rausch der Geschwindigkeit zu spüren.
Ständig waren 3-4 Digicams (Fotoapparate ohne Film) im Einsatz, die Lust und Lachen festhielten. Eine erste Serie von Beweismitteln lieferte mir heute Dierk Vollmer. Aber auch Olaf Kucher und Wolfgang Stock machten Zeitdokumente. Wolfgang, auf dem Weg in die M70, war der erfahrenste Passagier und ließ Paddeln. Er behielt die Übersicht und sah sofort, wenn etwas falsch lief. Es ist immer wieder schön, wenn man weiß, dass da einer ist. Einer, der es weiß oder sogar kann, wenn es man nur darauf ankommt und andere bereits gescheitert sind. Da die Boote mehr Löcher im Boden hatten als wir alle zusammen Finger, nahmen wir selbige auch nicht zum erfolglosen Verschließen. Das Wasser drang unbeschwert ein und verhinderte das Überhitzen der Füße. Selbst Gesäßflächen waren dunkel gefärbt, aber das Wasser stand in keinem Boot so hoch. Angst war es aber auch nicht.
Als in Menden die große Straßenbrücke in Sicht kam war der Amazonenkahn in Führung und wurde von der Brücke herab zu speziellen Fahr- und Lenkmanövern aufgefordert. Die Boote 2 und 3 legten im Kehrwasser an und begannen mit den ach so wichtigen Arbeiten, wenn man lange auf dem Wasser war. Besatzung und Boot musste manche Sichtkontrolle ertragen. Derweil schallte Geschrei von der Mendener Brücke, dass man um sie fürchten musste. Es hing ein weißer Eimer von oben herab, den die völlig überforderte Bootsbesatzung versuchte zu erfassen, den Inhalt schnell ins Boot zu leeren und zu vereinnahmen. Nun zeigte sich, dass das Hochwasser es zwar zulässt, dass man ein Boot z.B. mit 14 normalgewichtigen Nasen beladen kann und mächtig Spaß gewährleistet ist, aber auch, dass die Fließgeschwindigkeit das Manövrieren und Stromaufwärtsfahren höllisch schwer macht, ebenso das Fangen nach etwas. Aber irgendwann haben sie es dann geschafft, kurz vor Dunkelwerden und sofort mit der Vernichtung begonnen. Die Folge war, dass das Boot wild ins Taumeln geriet und in der Uferböschung landete. Da würde es heute noch liegen, wenn nicht die Besonnenen aus Boot 2 sie aus dieser peinlichen Lage befreit hätten. Gleichwohl tat sich die Besatzung aus Boot 2 heftig schwer mit dem Erreichen und Leeren des Eimers. Nur 3 wirklich Paddelwillige und ein mittelmäßiger Steuermann sorgten für allgemeine Erheiterung und das ist ja schließlich des Künstler Brot. Auch Boot 3 kämpfte an dieser Brücke um die kleine Ration von gelben, roten und weißen Lockermachern.
In Meindorf wurde angelegt und ein weiteres Spiel wartete auf uns.
Die jetzt folgende Reststrecke bis zur Siegfähre ging dann schnell vorbei. Einigen Anglern versauten wir noch den Fang, ein mit den Namen des FC Adler Meindorf signierter Fußball wurde eingesammelt und so hatte unser Jüngstes, dat Nina auch was von dem Ausflug und Herbert fischte eine noch weiche, warme aber doch schon völlig tote Ente aus der Sieg. Obwohl wir nicht wussten, was es in der Siegfähre zu Essen gab, wurde sie ihrem Element zurückgegeben und dürfte heute etwa auf Höhe Emmerich sein.
An der Siegfähre wurde ausgebootet, die Boote auf den Parkplatz geschleppt und es begann für alle das Herauspellen aus der Seemannskluft. Einige Ehehälften waren mehr oder weniger froh, ihn oder sie wieder anzutreffen und wir marschierten ins Lokal. Dankesworte an die Vorbereiter Konrad und Ralf und es ging nahtlos zum nächsten Programmpunkt über.
Von nun an unterschieden wir uns in Nichts von einer US-amerikanischen Reisegruppe aus Dallas, die erstmals nach Deutschland kommt, um das typical german food zu essen und, und, und. Als Beweis dafür hat Martin die Gesamtrechnung an sich genommen und es soll hier wiedergegeben werden, welch hoher Stellenwert die Ernährung in der LLG St. Augustin hat.
5 Grillhaxen, 5 Schlachtplatten, 5 Kassler, 3 Schweinebraten, 2 Leberkäse, 2 Weißwürste, 2 Wiener Schnitzel, 3 Leberknödelsuppen, 2 Gulaschsuppen und eine Bratwurst.
Was da noch alles lief und geschah soll hier unerwähnt bleiben, sonst dürfen einige beim nächsten Mal nicht mit und das will doch keiner.
Die ganze Orgie wurde von der Vereinskasse gesponsert.