Marathon de Paris am 11. April 2010
|
Allez! Allez! Allez! (Bericht von Antje und Olaf Kucher)
Am zweiten Sonntag im April war es nach langer Vorbereitungsphase und endlosen harten Trainingsstunden endlich soweit – wir fuhren nach Paris. Die Stadt an der Seine ist immer eine Reise wert, aber erst recht, wenn man Teilnehmer des „Marathon de Paris“ ist.
Unsere Reise begann am Freitagmorgen mit der Fahrt nach Köln und dann weiter im Thalys nach Paris. Dieser Schnellzug, der über Aachen, Liege, Brüssel nach Paris „Gare du Nord“ fährt, braucht genau 3:14 h, um seine Fahrgäste aus Köln in die französische Hauptstadt zu befördern. Das Reisen im Thalys ist angenehm und nicht teuer, wenn man die Tickets rechtzeitig bucht.
Da wir nach der Ankunft noch den ganzen Nachmittag Zeit hatten, erfüllten wir uns einen Wunsch und besuchten das „Musée d’Orsay“. Dies ist aus architektonischer und gestalterischer Sicht für uns eines der schönsten Museen, die wir bisher besucht haben. Und es bietet außerdem eine sehr beeindruckende Ausstellung der bekanntesten französischen Impressionisten. http://www.musee-orsay.fr/de/empfang.html
Am Samstagmorgen wollten wir noch einen lockeren Morgenlauf machen. Hier war der „Parc de Monceau“ durch seine Nähe zu unserem Hotel die ideale Gelegenheit. Wir staunten nicht schlecht, als dort schon am frühen Morgen etwa 25 Läuferinnen und Läufer ihre Runden drehten. Alles lief ruhig und harmonisch ab und wir reihten uns in das Läuferfeld ein und liefen mit diesem Strom in ruhigem Tempo unsere Runden.
Nach einem schönen Frühstück in einer Boulangerie machten wir uns auf den Weg zur „Port d’Versailles“, wo in der Halle 4 des „Parc de Expositions“ die „Marathon Expo“ stattfand. Es strömten jede Menge Läufer dorthin. Kein Wunder bei 40.000 möglichen Meldungen. Uns erwartete aber ein sehr gut durchorganisiertes und reibungsloses Prozedere bei der Abholung der Startunterlagen. Das geforderte „Certificat de Medical“ hatten wir bereits im Vorfeld per Internet eingereicht. Ohne dieses wird die Teilnahme am Marathon nicht gestattet, da es dem Veranstalter garantiert, dass keine medizinischen Gründe gegen eine Teilnahme sprechen. Das „Certifical de Medical“ muss durch einen Arzt ausgestellt sein und ist bei Läufen in Frankreich durchaus üblich.
Jeder Teilnehmer erhält neben der Startnummer einen Leihchip, der nach dem Lauf im Zielbereich problemlos wieder zurückgegeben werden kann. Die Leihgebühr ist im Startgeld enthalten. Außerdem bekamen wir einen blauen Starterbeutel mit etwas Infomaterial, Werbung und kleinen Beigaben, wie z.B. einer Trinkflasche, einem Schweißarmband und einer Einkaufstasche, die als Banane „getarnt“ war.
In einem separaten Bereich der Messehalle befindet sich auch die Pasta-Party, wo jeder gegen den kleinen Betrag von 3 Euro ein Pasta-Gericht mit Sauce nach Wahl, eine Banane und ausreichend Wasser bekommt. Für uns war es eine willkommene Mittagsmahlzeit. An den langen Tischen saßen die Läufer bereits dicht an dicht. Wir hatten Glück, dass wir noch einen schönen Platz neben netten französischen Läufern fanden, die sogar ein Foto von uns beiden machten.
Die Marathon-Messe bot die üblichen Stände der Hersteller von Laufschuhen und -Bekleidung an, sowie die Stände der Veranstalter von Läufen und Triathlons. Wir hatten den Eindruck, dass hier alles etwas größer und umfangreicher ist, denn die Stände und das Angebot waren sehr zahlreich und vielfältig. So ein umfassendes und gut sortiertes Angebot haben wir bisher auf noch keiner Laufmesse gesehen. Die einzelnen Stände waren auch sehr übersichtlich angeordnet, so dass man sich gut orientieren konnte. Und das übliche Gedränge hielt sich auch in Grenzen. Interessant für (angehende) Triathleten war, dass sogar zwei Wasserbecken zum Testen der angebotenen Neoprene-Anzüge zur Verfügung standen.
Im Anschluss an die Messe fuhren wir per Metro wieder zurück zum Hotel. Schade ist nur, dass man in der Metro nichts von der Stadt sieht. Aber dafür ist sie nun einmal das schnellste und unproblematischste Transportmittel und man wird mit Live-Musik unterhalten, wenn man Glück hat - und das hatten wir. :-)
Den Nachmittag wollten wir ruhig verbringen. Da das Wetter sehr schön war, zog es uns wieder hinaus in den „Parc de Monceau“. Und den Parisern ging es wohl ebenso, denn auf den Wiesen und Bänken im Park lagerten schon unheimlich viele Menschen, die die Sonne und die frühlingshafte Stimmung genossen – und wir mittendrin. Auf diese Weise kamen wir uns nicht mehr wie Touristen vor. Wir saßen gemütlich im Park und beobachteten das rege Treiben und waren einfach ein Teil des Ganzen.
Am nächsten Morgen war es dann endlich soweit. Wir standen um 6 Uhr auf und frühstückten erst einmal ganz in Ruhe. Anschließend trafen wir die endgültige Entscheidung bezüglich unserer Laufkleidung für den Marathon. Ein gemeinsames Foto von uns vor dem Lauf knipste einer der netten Hotelangestellten. Dann machten wir uns auf den (diesmal recht kurzen) Weg zum Start. Leider schaltete Olaf seinen „Garmin Forerunner“ nicht schon am Hotel ein und als wir schon unmittelbar vor dem Eingang zu Olafs Startblock standen, musste er feststellen, dass sein Laufcomputer sich wieder einmal nicht einschalten ließ. Ein „Reset“ hauchte ihm zwar wieder Leben ein, aber nun zeigte die Batterie einen zu geringen Ladezustand an, obwohl wir ihn am Vorabend geladen hatten. So blieb Olaf nichts anderes übrig, als sich langsam und locker laufend noch einmal zum Hotel zu begeben. Hier hatten wir zum Glück noch eine Stoppuhr, denn ganz ohne eigene Zeitmessung wäre eine genaue Kontrolle und Bestimmung des Lauftempos ziemlich schwer geworden. Aber die Zeit reichte zum Glück und Olaf stand eine Viertelstunde vor dem Start völlig entspannt in seinem Startblock. Hier hatte er mehr Glück als Antje, die während der gesamten Zeit bereits in ihrem Startblock stand und trotz Wärmeplane immer heftiger fror.
Der Start war eher unspektakulär, denn die Moderation steuerte nicht wie bei anderen Läufen gezielt darauf zu. Und der Startschuss war nur schwach zu hören. Vorn ging es gleich flott los. Die hinteren Blöcke mussten sich ihren Weg zur Startlinie erst noch mühselig über die zahlreich herumliegenden Folien-Überzieher, über alte Pullover und Trinkflaschen bahnen. Dann ging es endlich hinaus auf die weite „Avenue des Champs Élysées“ in Richtung „Place de la Concorde“ mit dem markanten altägyptischen Obelisken, dessen Zwillingsbruder wir bereits in der ägyptischen Stadt Luxor bewundern konnten.
Gleich an den Gärten der „Tuilerien“ und dem „Musée de Louvre“ wurde es allerdings so eng, dass man nur noch mit dem Läuferfeld „mitschwimmen“ konnte. Erst nach und nach lichtete sich das Feld etwas oder die Straße wurde wieder breiter. Jedenfalls konnte Olaf dann sein Tempo laufen, ohne behindert zu werden. Antje hatte hier weniger Glück, da das Läuferfeld innerhalb ihrer Leistungsklasse schon etwas dichter war. Hier war sie zu jeder Zeit von vielen Läufern umgeben und musste ständig darauf achten, niemanden anzurempeln oder rechtzeitig auszuweichen. Falls das einem Läufer einmal nicht rechtzeitig gelang, wurde jeder unbeabsichtigte Bodycheck mit einem netten „Pardon“ quittiert, was das Ganze auch schon wieder lustig machte, denn auf diese Weise kam man auch immer wieder einmal mit einem Mitläufer ins Gespräch. Ab und zu war dann auch einmal ein richtiger Zickzack-Kurs fällig und das Laufen auf der „blauen Linie“ konnte man meistens vergessen, da diese natürlich auch von den anderen Läufern angestrebt wurde. Besonders aufpassen musste man immer an den Verpflegungspunkten, die alle 5 km Erfrischungen anboten. Hier war das Gedränge schon fast chaotisch. Aber dafür ist der Paris-Marathon auch der viertgrößte Marathon weltweit. Und da hat man logischerweise halt auch nicht die Einsamkeit und Ruhe eines Landschaftslaufes.
Eine Besonderheit beim Paris-Marathon ist die Versorgung mit Wasser aus kleinen Kunststoff-Trinkflaschen. Das ist eine super Sache, denn man läuft einfach am Verpflegungsstand vorbei, greift sich eine Flasche, aufschrauben, trinken, wieder zuschrauben und entweder weiter mitnehmen oder in die bereitgestellten Container werfen. Natürlich kann man sie auch etwas später am Straßenrand abwerfen. Jedenfalls wird man nicht mehr nass beim Trinken und muss auch nicht gehen, um etwas in den Hals zu bekommen. Für uns war allerdings die Temperatur des Wassers ein kleines Problem, weil es recht kühl war. Optimaler sind natürlich isotonische Getränke, weil man dann nicht so schnell das Gefühl hat, einen Wasserbauch zu bekommen. Leider gab es erst bei Kilometer 32 ein Iso-Getränk aus dem Becher. Aber zum Glück hatten wir ja unsere Gels dabei.
Den runden „Place de la Bastille“ passierten wir zweimal, einmal bei Kilometer 5,5 und das zweite Mal nach 22 Kilometern. Sehr gefallen haben uns auch die beiden Strecken durch die weitläufigen Parkanlagen des „Bois de Vincennes“ (von km 10 bis 18,5) mit Blick auf die beeindruckende Schlossanlage sowie den „Bois de Boulogne“, den wir ab Kilometer 33 erreichten und erst kurz vor dem Ziel wieder verließen.
Für Antje war es auch ein beeindruckender Moment, als wir an die Seine hinunterliefen. An dieser Stelle, sieht man eine ziemlich lange und gerade Passage vor sich und es wird einem so richtig bewusst, von welchem Format diese Veranstaltung ist und wie viele Laufbegeisterte in diesem Moment das Gleiche durchleben und teilen. Außerdem sieht man auch hier, genau wie an so vielen weiteren Streckenabschnitten, viele der Sehenswürdigkeiten von Paris und wie schön, interessant und facettenreich die „Seine-Metropole“ ist. Leider läuft man nur kurzzeitig direkt an der Seine entlang, da diese Passagen für die Menge an Läufern einfach zu eng wären. Dafür läuft man dann durch mehrere Autotunnel. Dieser Teil der Strecke kostet durch das sehr wellige Profil zwar etwas Kraft, ist aber umso interessanter, da man als Fußgänger hierzu in Paris nie die Chance hat, denn sie sind an den „marathonfreien Tagen“ nur für den Autoverkehr freigegeben. Wir passierten unter anderem auch den „Alma-Tunnel“, in dem Prinzessin Diana tödlich verunglückte.
Was uns auch sehr beeindruckt hat, war die stetig freundliche und begeisterte Stimmung an der Strecke. Überall standen Zuschauer, die die Läufer anfeuerten. Man hörte immer wieder „Allez“, „Courage“, „Bravo“ und viele weitere liebe Parolen. Besonders charmant ist es, wenn man mit „Allez Madame“ angefeuert wird. Antje hat dies öfter gehört, da ihr Name wohl schwer auszusprechen ist. Und auch auf diese Weise entstand immer wieder einmal ein kurzer und netter Dialog an der Strecke. Sehr vielfältig und toll waren auch die vielen Musikergruppen der unterschiedlichsten Stilrichtungen, die die Läufer überall an der Strecke mit ihren Rhythmen trugen und motivierten. Sie waren meistens lustig verkleidet und immer mit vollem Temperament bei der Sache. Genauso wie die zahlreichen Cheerleadergruppen, die die Läufer tanzend anfeuerten. Hier waren häufig auch männliche Cheerleader dabei, die schrille Frauensachen trugen und mächtig Spaß hatten. Die ganze Stimmung war oftmals mit dem Kölner Karneval vergleichbar. Und so purzelten die Kilometer nur so, denn man fängt so viele Eindrücke ein und könnte ständig nur schauen und erleben.
Den Eiffelturm ließen wir diesmal im wahrsten Sinne links liegen, denn wir sind einfach daran vorbeigelaufen ;-). Als die Streckenführung in den „Bois de Boulogne“ einbog, wussten wir, dass die letzten Kilometer vor uns liegen. Dass diese aber so angenehm zu laufen sein werden, ahnten wir im Vorhinein nicht. Zunächst ging es auf einer etwas breiteren Straße in den Wald hinein und dann weiter auf schmalen Wegen in schöner Natur. Das erinnerte fast an einen Trainingslauf. Man wurde auch hier von begeisterten Zuschauern angefeuert. Ab Kilometer 38 ging es auf einer breiten Allee leicht bergab bis Kilometer 40,5. Dann bis Kilometer 41 noch einmal ein leicht ansteigender Streckenabschnitt, bevor wir in die „Avenue Foch“ und damit in die Zielgerade einbogen. Unterwegs riefen die Zuschauer dem Läuferfeld immer wieder die noch zu laufende Distanz zu, um die Läufer zu unterstützen. Die Strecke war aber überall mit gut sichtbaren Kilometer- und auch mit Meilen-Schildern markiert, so dass man seinen Lauf optimal kontrollieren konnte.
Im Ziel war alles perfekt organisiert. Etwa 50 m hinter dem Ziel wurde einem der Leihchip vom Schuh entfernt. Dies übernahmen die freundlichen Helfer für alle Läufer, die sich nicht mehr bücken konnten ;-). Wir erhielten unsere Finisher-Shirts und einen Kunststoff-Poncho, um nicht auszukühlen. Anschließend bekamen wir unsere Medaillen mit einem charmanten Kompliment umgehängt. Die Shirts und die Medaillen sehen sehr schön aus. Auch dafür hat sich die Anstrengung gelohnt. Aber das Erlebnis "Marathon de Paris" war doch einfach wirklich das Schönste!
In der langen Verpflegungsmeile wurden Wasser, Apfelsinen- und Bananenstücke, Äpfel und Rosinen angeboten. Hier konnte man die Tanks wieder auffüllen und erst einmal am Rand etwas ausruhen oder dehnen. Wer mochte und die nötige Geduld zum Warten hatte, konnte auch eine der angebotenen Massagen zum Lockern der Muskeln nutzen.
Das Verlassen des Zielkorridors wurde für uns noch einmal zu einer kleinen Herausforderung. Die Läufer wollten hinaus und die Angehörigen hinein. Man kam in diesen Menschenmassen nur im Sekundentempo voran und wollte doch eigentlich nur noch heraus aus dem Gedränge. Zum Glück wurde man bei diesem „Stop And Go“ durch eine große Videoleinwand unterhalten, auf der die Angehörigen, Freunde und Zuschauer den Zieleinlauf der ankommenden Läufer verfolgen konnten. Und der stete Blick auf den „Arc de Triomphe“ den wir hier immer vor Augen hatten, war ja auch etwas ;-).
Als wir mit unserer Medaille und dem umgehängten Poncho endlich in der Nähe des Hotels waren, gratulierte uns eine nette Französin ganz spontan und herzlich und strahlte uns an. Mit einem schönen Gefühl und müden Beinen gingen wir auf unser Zimmer. Der Paris-Marathon ist für uns gut gelaufen. Wir kehrten mit schönen Erinnerungen nach Hause zurück und hatten auch ein gutes Stück „Courage“ im Gepäck.
Und um es einfach noch einmal auf den Punkt zu bringen, was uns so begeistert und hat und womit wir aus vollem Herzen für Paris und seinen Marathon werben möchten:
|
Aufbereitung Bericht für LLG-HP: Antje + Olaf Kucher