MUSKELKATER, wie er entsteht,
was
kann ich dagegen tun?
Birgit
Lennartz
Die
dunkle Jahreszeit, jeden abend nach der Arbeit bei Dunkelheit, Nässe und Kälte
laufen, die wahre Freude kommt da nicht auf. Und man soll ja auch mindestens
einmal im Jahr eine Ruhephase für den Körper einlegen. Aber gar nichts tun? Und
im März/April stehen ja schon wieder einige Wettkämpfe an. Und für das
Berglaufen wollte ich doch auch etwas tun! Also, ab ins Fitnessstudio. Nur was
ist sinnvoll? Durch den Fitnessboom ist das Angebot riesig. Nachfolgend einige
Erläuterungen zu den gängisten Sportarten:
Aquajogging
bietet sich ideal nach harten Belastungen an. Es massiert und kräftigt die
Muskulatur. Zudem fühlt man sich anschließend herrlich entspannt und erfrischt.
Spinning
ideal zum Auspowern, jedoch hoher Kraftanteil für die Beinmuskulatur, also
nicht vor Wettkämpfen oder Tempotraining geeignet.
Aerobic
fördert ideal die Koordination, kann aber schnell zu Muskelkater führen, da das
Training in der Gruppe und die Musik einen mitreißt.
Wirbelsäulengymnastik
sollte eigentlich das ganze Jahr über mindestens 2-3mal die Woche absolviert
werden. Ein gut ausgebildetes Rumpfkorsett ist für jeden Läufer wichtig.
Kraftttraining
an Geräten ist ideal geeignet gezielt schwächere Muskeln zu kräftigen. Wichtig
sind hierbei jedoch richtige Technik und Körperhaltung. Zum anderen sollte man
genau wissen, welche Muskeln bei einem zu kräftigen, welche zu dehnen sind. Ein
Krankengymnast sollte also vorher einen Befund erstellen und für den Geräteparcour
einen Trainingsplan ausarbeiten.
Und was mache ich gegen die Schmerzen in den
nächsten Tagen. Jeder Schritt tut weh. Und warum ist der Muskelkater oft erst
zwei Tage später so richtig heftig? Was ist die Ursache?
Früher
hieß es die Milchsäure verursache den Schmerz. Dies kann nicht sein, da das
Laktat spätestens nach einer halben Stunde nach Trainingsende wieder abgebaut.
Heute weiß man, daß es sich um kleine Risse in den sogenannten Myofibrillen,
einer Untereinheit der Muskelfaser handelt. Jeder Muskel besteht aus einem
Muskelfaserbündel, welches wiederum aus vielen Muskelfasern, den Muskelzellen
besteht. Diese wiederum sind aus sogenannten Myofibrillen aufgebaut. Fibrillen
bestehen aus den Eiweißfilamenten Aktin und Myosin. Eine Aktin und Myosineinheit
wird auch Sakromer genannt und ist durch sogenannte Z-Scheiben getrennt. Diese Z-Scheiben werden bei ungewohnter
Überlastung des Muskel geschädigt, sie reißen ein. Das Zerreißen verursacht
keine Schmerzen. Erst wenn die Abbauprodukte nach außen gelangen und die
typischen Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung, Temperaturerhöhung
auftreten, kommt der Schmerz beim Bewegen der betroffenen Muskulatur hinzu. Die
sich bei Entzündung ansammelnde Ödemflüssigkeit engt den Raum ein, dies erzeugt
Druck im Muskelinneren und reizt die freien Nervenendigungen.
Ist
dies nun erwünschenswert? Je stärker der Muskelkater desto besser das Training?
Nein, ein leichtes Ziehen in der Muskulatur nach Krafttraining ist o.K.,
Muskelschmerzen bedeuten, das das Training zuviel war. Durch eine Verbesserung der intra- und
innermuskulären Koordination durch wiederholtes Üben und dann trainieren der
Bewegungsabläufe nimmt auch die Neigung zum Muskelkater ab. Es werden immer
mehr Sakromere mitbeansprucht. Dies ist dann auch der Reiz für den Muskel
vermehrt Aktin- und Myosinfilamente aus Eiweißen aufzubauen, der Muskel wird
dicker.
Warum
bekomme ich aber als jahrelanger Läufer immer noch Muskelkater nach langen
Bergablaufen?
Bei der
exzentrischen Belastung des Bergablaufens muß der Muskel das ganze
Körpergewicht auffangen. Die Kräfte die hierbei wirken, werden beim normalen
Lauftraining nicht von der Muskulatur verlangt. Um diesem vorzubeugen ist zum
einem ein Krafttraining für die Beinmuskulatur sinnvoll, zum anderen ein
bewußtes Bergablaufen, mit dem Versuch sich auch willentlich auf die
Muskulatur, die die Körperlast beim Bergablaufen abfängt, zu konzentrieren.
Kann
man etwas gegen den Muskelkater tun? Ja. Zum einen gründlich aufwärmen, dazu gehört
mindestens 10-20 Minuten warmlaufen (oder Radfahren) um die Blutzirkulation
anzuregen. Danach Dehn- und Mobilisationsübungen vor allem für die beim
folgenden Training beanspruchten Muskulatur.
Ist
der Muskelkater da hilft alles, was die Entzündungserscheinungen möglichst
schnell beseitigt, also Wärme in Form von heißen Bädern, Sauna,
durchblutungsfördernden Salben. Eine weiter Möglichkeit sind Massagen, aber nur
als Entspannungs- und Lockerungsform, es sollte nicht schmerzen.
Falsch
ist der alte Rat, die Bewegungsform, von der der Muskelkater stammt, auszuüben.
Wie erläutert sind die Muskelzellen geschädigt und dies würde nur zu einer
weiteren Beeinträchtigung führen. Sinnvoll, da Durchblutungssteigernd, sind
„leichtere“ Sportarten wie ruhiges Radfahren, Schwimmen, Aquajogging, Walking.
Warum
bekommen aber auch erfahrene Läufer nach extrem langen Läufen Muskelkater?
Hierbei handelt es sich nicht nur um eine mechanische Üerbeanspruchung der
Muskeln sondern auch um einen starken Energiemangel. Die Mitochondrien, die
Kraftwerke der Zellen, wo unsere Energie letztendlich produziert wird,
verändern sich und werden z. T. sogar zerstört. Die Erholung von solchen
Überlastungserscheinungen dauert deutlich länger, als nach einem normalen Muskelkater.
Dieser sollte
nach 3-5 Tagen abgeklungen sein. Ansonsten könnte es sich um eine Zerrung oder
eine andere Sportverletzung handeln.
Beim
nächsten Alternativtraining mit etwas weniger Elan an die Sache gehen.
Weniger
ist oft mehr, den auch hier gilt die Trainingsregel: Langsam steigern.